Washington. Nach Vorwürfen, er habe eine Frau sexuell belästigt, gibt der republikanische Kandidat Herman Cain das Rennen um die US-Präsidentschaft auf. Es war nicht der einzige Grund für sein Scheitern.
US-Republikaner Cain wirft im Präsidentschaftsrennen das Handtuch - Vorwürfe sexueller Belästigung belasteten Kampagne (NEU: Weitere Zitate von Cain) FOTO Atlanta, 3. Dezember (AFP) - Nach Vorwürfen sexueller Belästigung und einer angeblichen außerehelichen Affäre hat der US-Republikaner Herman Cain im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur seiner Partei das Handtuch geworfen. Er stoppe seine Kampagne und werde einen anderen Kandidaten unterstützen, sagte der 65-Jährige am Samstag vor Anhängern in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia.
"Ich setze meine Präsidentschaftskampagne wegen der fortgesetzten Ablenkung und der fortgesetzten Kränkung meiner Person und meiner Familie aus", sagte Cain. "Falsche Anschuldigungen haben meine Glaubwürdigkeit beschädigt, den Menschen Lösungen zu unterbreiten." Er wolle sich in Zukunft hinter einen anderen Kandidaten für Nominierung des republikanischen Präsidentschaftskandidaten stellen, sagte Cain in einer langen Rede, in der er zunächst seine politische Zukunft offenließ.
Der entscheidende Vorwurf war, er habe 13 Jahre lang ein außereheliches Verhältnis gehabt
Die dramatische Ankündigung ist nun aber das Ende seiner Bewerbung. Denn die Vorwahlen der Republikaner beginnen bereits am 3. Januar kommenden Jahres. Cain war der einzige Afroamerikaner im republikanischen Bewerberfeld für die Präsidentschaftskandidatur 2012. In Umfragen hatte der frühere Chef einer Pizza-Kette im Oktober noch Spitzenwerte unter den republikanischen Bewerbern erzielt; infolge der Vorwürfe zu seinem Privatleben und einigen Patzern war seine Zustimmung aber deutlich gesunken.
Seit Anfang November war Cain unter ein regelrechtes Trommelfeuer von Vorwürfen zu seinem Privatleben geraten. Mehrere Frauen bezichtigten ihn der sexuellen Belästigung. Seine Kandidatur geriet damit unter Druck, auch wenn Cain die Vorwürfe vehement zurückwies. Der entscheidende Schlag kam dann Anfang der Woche. Am Montag erklärte eine Geschäftsfrau aus Atlanta, mit Cain eine 13 Jahre andauernde Affäre gehabt zu haben. Der Politiker räumte ein, die Frau zu kennen, bestritt aber eine sexuelle Beziehung mit ihr.
"Diese falschen und unbewiesenen Anschuldigungen werden von den Medien immer weiter verbreitet", sagte Cain. Ziel sei es, "Zweifel an mir und dieser Kampagne" zu säen. "Das tut meiner Frau weg, es tut einer Familie weg, es tut mir weh."
In Interviews hatte sich Cain in den vergangenen Wochen auch mehrere Patzer geleistet. Auf die Frage eines Reporters zu Libyen stammelte Cain offenbar ziemlich ohne Informationen über den Konflikt herum und verortete später auch noch die afghanischen Taliban in den nordafrikanischen Land. (afp)