Berlin. . Linksfraktionsvize Dietmar Bartsch greift nach dem Chefposten in seiner Partei. Zugleich sieht er die Linken für die Zukunft schlecht gerüstet: Eine bessere SPD sein zu wollen, reiche nicht aus, um Wahlkämpfe zu gewinnen.

Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Linkspartei Dietmar Bartsch will Vorsitzender seiner Partei werden. Die Linkspartei habe im Superwahljahr 2011 ihre Ziele nicht erreicht und müsse besser geführt werden, sagte Bartsch am Mittwoch in Berlin vor Journalisten. Ausgerechnet während der Finanzmarktkrise finde die Partei wenig Gehör und Zustimmung. Die Mitgliederzahl schrumpfe. Antikapitalismus-Kritik alleine oder das Ziel, eine bessere SPD sein zu wollen, reiche nicht, um Wahlkämpfe zu gewinnen.

Regulär müsste die Doppelspitze beim Parteitag im kommenden Jahr neu gewählt werden. Die Parteivorsitzende Gesine Lötzsch hat bereits erklärt, wieder zu kandidieren. Der Co-Vorsitzende Klaus Ernst hat eine erneute Kandidatur bislang offengelassen. Beiden sind in der Partei umstritten und werden mit verantwortlich für das schlechte Abschneiden in Wahlen und Umfragen gemacht. Um die Erneuerung der Parteispitze zu beschleunigen, schlug Bartsch einen Mitgliederentscheid vor, der bis Ostern abgeschlossen sein sollte.

Bartsch zählt zu den Reformern

„Die Partei muss in der Lage sein, anderen die Hand zu reichen“, sagte Bartsch. Veränderungen werde die Linkspartei alleine nicht durchsetzen können. Bartsch spielte damit auf den seit der Parteigründung andauernden Streit in der Linkspartei um die Bedingungen für Regierungsbeteiligungen an.

Bartsch zählt zu den Reformern in der Partei, die im Gegensatz zu dem von Sahra Wagenknecht angeführten linken Flügel eher bereit sind, Bündnisse um den Preis von Kompromissen einzugehen. 2010 hatte Bartsch nach einem Zerwürfnis mit dem damaligen Parteichef Oskar Lafontaine nicht wieder für das Amt des Bundesgeschäftsführers kandidiert. (rtr)