Kairo. Ägypten kommt nicht zur Ruhe: Auch am Mittwoch ist es zu Straßenschlachten zwischen Polizisten und Demonstranten in der Hauptstadt Kairo gekommen. Zehntausende forderten einen sofortigen Rücktritt von Militärchef Hussein Tantawi und die Machtübergabe an eine zivile Übergangsregierung.
Auch nach der Zusage eines vorgezogenen Machtwechsels dauern in Ägypten die Proteste gegen den herrschenden Militärrat an. Am Mittwoch lieferten sich Demonstranten und Sicherheitskräfte auf dem zentralen Tahrir-Platz in Kairo wieder Straßenschlachten. Die Polizei setzte Tränengas gegen Steine werfende Protestierer ein. Die Demonstranten warfen den staatlichen Einsatzkräften vor, sie mit Schrot- und Gummigeschossen angegriffen zu haben. "Mit Tagesanbruch haben sie angefangen, uns zu beschießen, weil sie uns dann sehen konnten", sagte ein 32 Jahre alter Möbeltischler.
Die Demonstranten verlangten vor allem den Rücktritt von Feldmarschall Mohammed Hussein Tantawi. Er ist Chef des Militärrats. "Hau ab, hau ab", riefen die jungen Demonstranten. Andere hängten auf dem Tahrirplatz eine Puppe auf, die dem Marschall darstellen sollte. In einer Fernsehansprache hatte Tantawi am Vorabend zugesagt, die Präsidentenwahl um gut sechs Monate auf den Juni 2012 vorzuziehen. Außerdem sicherte er zu, dass die am Montag beginnende Parlamentswahl in Ägypten wie geplant stattfinden wird.
In Alexandria, der zweitgrößten Stadt Ägyptens, wurde ein 38-Jähriger erschossen. Er kam nach Angaben des Gesundheitsministeriums bei Auseinandersetzungen um ein Amtsgebäude ums Leben. Die Polizei hat den Einsatz von scharfer Munition bestritten, die meisten der 36 Getöteten wiesen Sanitätern zufolge jedoch Schussverletzungen auf. Die Zahl der Toten stieg bei den seit fünf Tagen andauernden Unruhen laut Menschenrechtsaktivisten auf 38. Das ägyptische Gesundheitsministerium hatte zuvor von 29 Toten gesprochen. (rtr/dapd)