Kampala. . Der Weltklimarat schlägt Alarm: Die Welt müsse sich besser auf Extremwetter-Lagen vorbereiten. Hitzewellen, Überschwemmungen, Dürre oder Sturm werden nach einem aktuellen Bericht deutlich zunehmen. Ganze Landstriche könnten unbewohnbar werden.

Eine Woche vor der UN-Klimakonferenz in Südafrika hat der Weltklimarat IPCC vor einer Zunahme extremer Wetterereignisse gewarnt und die Politik zum Handeln aufgefordert. „Wir müssen uns Sorgen machen“, erklärte Autor Maarten van Aalst bei der Vorstellung des IPCC-Berichts am Freitag nach einem Treffen in der ugandischen Hauptstadt Kampala.

Als Reaktion auf die Entwicklungen müsse sich die Welt besser auf Extremwetter vorbereiten, um die Risiken schon vor dem Eintreten zu senken, forderte van Aalst. Abwarten und „dann Aufräumen“ sei nicht die Lösung. „Das Risiko ist bereits dramatisch gestiegen.“

Der Klimawandel führe zu Veränderungen in Häufigkeit, Intensität, Ausdehnung, Dauer und Zeitpunkt des Auftretens extremen Wetters wie Hitzewellen, Überschwemmungen, Dürre oder Sturm, heißt es in dem Sonderbericht des mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Weltklimarats. Wenn sich die Welt entsprechend wappne, könnten Leben gerettet und Geld gespart werden, betonen die Forscher.

Schlimmere Hitzewellen „praktisch sicher“

Der Fortschritt der Wissenschaft erlaubt es den Experten nach Angaben von Mit-Autor Thomas Stocker von der Universität Bern mittlerweile, in vielen Fällen das Auftreten extremer Wetterlagen mit einiger Sicherheit der globalen Erwärmung zuzuschreiben.

Es sei „praktisch sicher“, dass in Zukunft mit schlimmeren und häufigeren Hitzewellen zu rechnen ist, mahnen die Forscher. Während sie früher alle 20 Jahre verzeichnet wurden, treten sie den Prognosen zufolge bis zur Mitte des Jahrhunderts alle fünf Jahre auf, zum Ende des Jahrhunderts sogar jedes zweite Jahr.

In einigen Regionen könnten die Wetterextreme dazu führen, dass die Landstriche nicht mehr bewohnbar seien, warnen die Autoren in der 29-seitigen Zusammenfassung ihres Berichts, der in Gänze Anfang kommenden Jahres veröffentlicht werden soll.

Hilfsorganisationen appellieren an Politik

Der Report öffne die Augen für die Dimension des Klimawandels, erklärte die Umweltorganisation Greenpeace. „Er zeigt, dass Wissenschaft und Politik die Auswirkungen von Wetterextremen und Naturkatastrophen unterschätzt haben und sich auf drastische Kosten für Schäden vorbereiten müssen“, sagte Klimaexperte Karsten Smid. „Der Bericht erhöht den Druck auf die kommende Woche in Durban beginnende Klimakonferenz, endlich den politischen Durchbruch für ein ehrgeiziges Klimaabkommen zu schaffen.“

Als Weckruf für die Regierungen vor der Weltklimakonferenz wertete auch die Hilfsorganisation Oxfam den Bericht. Sie forderte die Bundesregierung auf, sich in Durban für deutlich ambitioniertere Klimaschutzzusagen der Industrieländer einzusetzen. Auch verlangte Oxfam von der Bundesregierung feste Zusagen für die Erstausstattung des neuen Green Climate Fund zur Unterstützung der armen Länder bei der Bewältigung der Folgeschäden des Klimawandels.

„Hinter dem nüchternen Bericht stecken die Schicksale von Millionen - von Menschen in den armen Weltregionen, denen der Klimawandel buchstäblich die Ernten verdorren lässt oder von den Feldern spült, deren Hab und Gut schweren Stürmen und Fluten zum Opfer fallen oder die in Unwetterkatastrophen ihr Leben verlieren“, mahnte Oxfam-Experte Jan Kowalzig.

Das Hilfswerk „Brot für die Welt“ und die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch begrüßten, dass der Bericht den Entscheidungsträgern Handlungsrezepte gebe, wo und wie sie sich auf drohende Extremereignisse einstellen sollen. „Die Politik braucht nun konkrete Lösungsstrategien, um für zukünftige Gefährdungen die richtigen Vorsorgemaßnahmen zu treffen“, betonte Thomas Hirsch von „Brot für die Welt“. (dapd)