Washington. Die US-Armee plant offenbar, ihre Afghanistan-Mission auf zehn Metropolregionen zu konzentrieren. Einem Zeitungsbericht zufolge wollen die Militärs verhindern, dass die Taliban das Land weiter als Rückzugsgebiet nutzen. Welche Rolle die Bundeswehr übernehmen wird, ist noch unklar.

Die US-Regierung erwägt einem Zeitungsbericht zufolge eine Ausweitung ihres Militäreinsatzes in Afghanistan, um Städte und strategisch wichtige Gebiete besser gegen Aufständische abzusichern. Im Mittelpunkt der Überlegungen zu einer neuen Strategie stehe der Plan, den Einsatz auf zehn Bevölkerungszentren in Afghanistan zu konzentrieren, berichtete die «New York Times» am Mittwoch unter Berufung auf Regierungsmitarbeiter.

Felder und Fernstraßen schützen

Außerdem sollten wichtige Fernstraßen und Anbaugebiete für die Landwirtschaft geschützt werden. Ziel dieser Strategie sei es nicht, die radikalislamischen Taliban im gesamten Land zu bekämpfen.

Die Taliban würden in den strategischen Überlegungen als fest verwurzelte einheimische Kraft anerkannt, die nicht zu besiegen sei und die auch nicht besiegt werden müsse, um die Interessen der USA zu wahren. Die militärischen Kräfte der USA sollten vielmehr darauf konzentriert werden, das Terrornetzwerk El Kaida davon abzuhalten, Afghanistan zum Rückzugsgebiet zu machen. Der geplante bessere Schutz der Zivilbevölkerung solle langfristig bewirken, dass die Taliban an Rückhalt verlieren, heißt es in dem Bericht weiter.

Rolle der Bundeswehr noch unklar

Zu den zehn Bevölkerungszentren, die durch die Entsendung weiterer US-Truppen unter besonderen Schutz gestellt wurden, zählen laut «New York Times» auch Kundus und Masar-i-Scharif in Nordafghanistan. Dort hat die deutsche Bundeswehr ihre Stützpunkte. Welche Rolle den NATO-Verbündeten in der neuen Strategie zugedacht sein könnte, war zunächst nicht klar. Zu den weiteren Kerngebieten des künftigen US-Einsatzes sollten Kabul, Kandahar und Herat zählen.

Dem Bericht zufolge könnte die Strategie durch die Entsendung von vier weiteren Bataillonen zu jeweils 4500 Mann umgesetzt werden. Nach bisheriger Planung sollen die US-Streitkräfte in Afghanistan bis Jahresende auf 68.000 Soldaten aufgestockt werden. Regierungsmitarbeiter betonten gegenüber der «New York Times», dass US-Präsident Barack Obama noch keine endgültige Entscheidung über die neue Strategie gefällt habe. In Washington wird spekuliert, dass Obama seine Entscheidung nach der afghanischen Stichwahl am 7. November und vor seiner Abreise nach Ostasien am 11. November verkünden könnte. (afp)