Jerusalem. .
Am Dienstag soll es so weit sein: Vor fünf Jahren wurde der israelische Soldat Schalit entführt, nun soll er im Austausch gegen mehr als 1000 palästinensische Gefangene ausgetauscht werden.
Israel und die Palästinenser haben sich am Montag auf den Austausch des israelischen Soldaten Gilad Schalit gegen mehr als tausend palästinensische Gefangene vorbereitet. Während sich der Oberste Gerichtshof Israels mit Einwänden gegen den Häftlingstausch befasste, erklärte die radikalislamische Hamas den Dienstag zum Feiertag. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon wertete den geplanten Austausch als „Schritt in Richtung Frieden“.
In Israel warteten die Menschen gebannt auf erste Bilder des inzwischen 25-jährigen Schalit, der im Jahr 2006 nahe dem Gazastreifen entführt worden war. Nach der Räumung ihres Protestzelts in Jerusalem bereitete sich Schalits Familie in ihrem Haus im Norden Israels auf die Rückkehr ihres Sohns vor. Sollte der Austausch wie geplant funktionieren, wäre es das erste Mal seit 26 Jahren, dass ein israelischer Soldat lebend aus der Gefangenschaft heimkehrt.
Gericht muss noch zustimmen
Der israelische Gerichtshof befasste sich am Montag noch mit vier Einwänden gegen den Gefangenenaustausch. Der Austausch kann erst nach einer positiven Entscheidung des Gerichts vollzogen werden, das allerdings noch nie zuvor einen Regierungsbeschluss kippte. Der Vater des entführten Soldaten, Noam Schalit, wurde als Antragsgegner vor Gericht erwartet.
Eine große Mehrheit der israelischen Bevölkerung unterstützt den vereinbarten Gefangenenaustausch. In einer von der Tageszeitung „Jediot Ahronot“ veröffentlichten Umfrage sprachen sich 79 Prozent der Israelis für die Freilassung der Palästinenser im Gegenzug für Schalit aus. Nur 14 Prozent der Befragten lehnten dies ab.
Unter den palästinensischen Häftlingen sind mehrere, die wegen blutigen Anschlägen in Israel verurteilt wurden. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte am Montag in einem Brief an die Angehörigen der Anschlagsopfer seine Gründe für den Austausch. UN-Generalsekretär Ban sagte bei einem Besuch in Bern, die Vereinten Nationen unterstützten den Prozess in Richtung Frieden.
Erst werden 477 Häftlinge freigelassen, dann Schalit
Israel und die Hamas hatten sich in der vergangenen Woche auf den Austausch verständigt, der am Dienstag mit der Freilassung von 477 Häftlingen beginnen soll. Erst danach soll Schalit von den Palästinensern nach Ägypten gebracht und dort an die israelische Seite übergeben werden.
Von den 477 Gefangenen dürfen 137 Palästinenser aus dem Gazastreifen, 96 aus dem Westjordanland und 14 aus Ost-Jerusalem nach Hause zurückkehren, einige von ihnen jedoch unter Auflagen. 163 weitere Häftlinge aus dem Westjordanland und Ost-Jerusalem werden ins Exil in den Gazastreifen geschickt, 18 von ihnen dürfen nach drei Jahren nach Hause zurückkehren.
40 weitere Gefangene werden ins Ausland verbannt, wie ein Hamas-Sprecher sagte. Zu den Aufnahmeländern zählen die Türkei, Syrien und Katar. Von den 27 weiblichen Gefangenen dürfen bis auf eine arabische Israelin, die ins Exil nach Gaza geschickt wird, alle nach Hause zurückkehren. Die zweite Gruppe von 550 Gefangenen soll in den kommenden beiden Monaten freikommen.
In den Palästinensergebieten bereiteten sich die Menschen bereits auf den feierlichen Empfang der Gefangenen vor. Im Gazastreifen erklärte die regierende Hamas den Dienstag zum nationalen Feiertag. Im Westjordanland und in Ost-Jerusalem wurden bereits Feste vorbereitet, um die Häftlinge willkommen zu heißen. In palästinensischen Städten soll drei Tage lang gefeiert werden. (afp)