Jerusalem. . Der geplante Gefangenenaustausch zwischen Israel und der Hamas sorgt für Spannung in Nahost. Der israelische Soldat Gilad Schalit soll gegen über 1000 palästinensische Gefangene ausgetauscht werden.
Freude und Furcht haben sich in Israel vor dem erwarteten Gefangenenaustausch mit der Hamas die Waage gehalten. Hunderte Menschen feierten auf den Straßen, dass der vor fünf Jahren verschleppte Soldat Gilad Schalit bald freikommen soll. Andererseits warnten Politiker und Kommentatoren angesichts der im Gegenzug zugesicherten Freilassung von rund 1.000 palästinensischen Häftlingen vor einer möglichen Zunahme von Anschlägen.
Kabinettsminister Usi Landau verurteilte den geplanten Gefangenenaustausch am Mittwoch als einen „großen Sieg für den Terror“. Die Freilassungsaktion biete „einen Anreiz, Israelis umzubringen und weitere Entführungen vorzunehmen“, sagte Landau. Das Kabinett stimmte wenige Stunden zuvor dem Austauschabkommen mit der Hamas zu, Landau und zwei weitere stimmten als einzige dagegen. Außenminister Avigdor Lieberman erklärte, er sei gegen das Abkommen. Die Freilassung verurteilter militanter Extremisten führe nur zu neuer Gewalt.
Ägyptens Vermittlung war erfolgreich
Sowohl Israel als auch die palästinensische Hamas führten ihre Einigung vom Dienstag auf die Vermittlung Ägyptens zurück. Demnach soll Schalit in den kommenden Tagen heimkehren, wie der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Dienstagabend in einer Fernsehansprache verkündete.
Er verstehe den Schmerz der israelischen Familien, die geliebte Angehörige durch die palästinensische Gewalt verloren hätten, sagte der Ministerpräsident. Aber Israel habe angesichts der Unruhe in der Region „den besten Deal erhalten, der zu bekommen war“.
Ein Israeli gegen 1027 palästinensische Häftlinge
Der 25-jährige Soldat soll im Austausch für 1.027 palästinensische Häftlinge freigelassen werden, teilte Hamas-Chef Chaled Maschaal mit. 450 davon sollten innerhalb einer Woche freikommen, 550 zwei Monate später.
Unter den für den Austausch vorgesehenen Häftlingen seien über 300 Palästinenser, die zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden seien, sowie 27 Frauen. Maschaal nannte die Einigung einen nationalen Erfolg des ganzen palästinensischen Volks. In Gaza feierten die Menschen auf den Straßen.
„Nationaler Kampf“ wird fortgesetzt
Vertreter der obersten Riege der Palästinenser befinden sich nach Angaben des israelischen Inlandsgeheimdienstes Schin Bet jedoch nicht unter den Kandidaten für den Austausch. Der Fatah-Funktionär Marwan Barghuti, der Hamas-Bombenbauer Abdullah Barghuti und der Palästinenserführer Ahmed Saadat blieben weiterhin in Haft, sagte der Leiter des Schin Bet, Joram Cohen.
Maschaal kündigte an, die Freigelassenen wollten „ihren nationalen Kampf“ wieder aufnehmen. Er wurde nach Hamas-Angaben am Mittwoch in Kairo erwartet. Dort sollten die letzten offenen Fragen geklärt werden.
Eltern zelteten 16 Monate lang vor Netanjahus Residenz in Jerusalem
Schalit war im Juni 2006 auf der israelischen Seite der Grenze von Hamas-Kämpfern überfallen und in den Gazastreifen verschleppt worden. Über seinen Zustand ist nichts bekannt. Jahrelange bemühten sich auch deutsche und ägyptischer Unterhändler um eine Einigung. Schalit sei bereits über seine Freilassung informiert worden, erklärte die Hamas.
Schalits Eltern Noam und Awiwa bereiteten sich am Mittwoch auf ihre Rückkehr in den Norden Israels vor, nachdem sie 16 Monate lang in einer Protestaktion vor Netanjahus Residenz in Jerusalem gezeltet hatten. In der Nacht sangen und tanzten zahlreiche Israelis nahe des Protestzelts. Schalits Vater Noam sagte: "Ich feiere erst, wenn ich einen Grund habe, glücklich zu sein." Der Vater ist Franzose, weshalb der Soldat auch die französische Staatsbürgerschaft besitzt. Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy zeigte sich "erfreut" über Schalits bevorstehende Freilassung. (dapd/afp)