Düsseldorf. . Für Männer ist Teilzeitarbeit noch immer so gut wie kein Thema. Für Frauen ist es meist der einzige Ausweg, wie sie Familie und Beruf miteinander vereinbaren können. Die NRW-Familienministerin will Betriebe nun zu mehr Familienfreundlichkeit drängen.
Teilzeitarbeit bleibt für die meisten Frauen immer noch der einzige Ausweg zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die bundesweit erste repräsentative Studie führt zu einem ernüchternden Ergebnis: Nur 52 Prozent der Betriebe bieten bei Krankheit der Kinder eine besondere Freistellung von der Arbeit.
„Die Situation in der Wirtschaft hat sich verbessert, bei konkreten familienfreundlichen Maßnahmen bleibt allerdings noch viel zu tun“, sagte Familienministerin Ute Schäfer (SPD) bei der Vorstellung der Studie. Ohne familienfreundliche Arbeitszeiten sei der Fachkräftebedarf nicht zu decken. Trotzdem halten nur 46 Prozent der Befragten die Firmen für familienbewusst.
Keine Notfallbetreuung
Neben flexiblen Arbeitszeiten fordern junge Familien vor allem eine betriebliche Kinderbetreuung und Hilfen bei Engpässen. In jedem vierten Unternehmen wird heute eine „Notfallbetreuung“ angeboten. Im Krankheitsfall der Kinder können dann Tagesmütter die Familie befristet daheim unterstützen.
Bereits jedes dritte Unternehmen bietet Beschäftigten die Möglichkeit, zeitweise von zu Hause zu arbeiten. Grundsätzlich gilt: Je größer ein Betrieb ist, umso häufiger werden Beschäftigten Betriebskindergärten, Belegplätze oder Heimarbeit angeboten.
Frauen nehmen eher Nachteile in Kauf
„In der Regel haben immer noch die Frauen die Mehrbelastung zu tragen“, betonte Schäfer. Frauen seien eher bereit, sich zu arrangieren und persönliche Nachteile im Beruf durch die Kinderbetreuung in Kauf zu nehmen. Schäfer forderte deshalb weitere Schritte, die eine flexible Einteilung der Arbeitszeit ermöglichen. Sinnvoll seien auch Dienstleistungen wie Wäschedienste, Kantinenessen zum Mitnehmen nach Hause und Einkaufsservice im Betrieb.
Laut Studie ist die Teilzeitarbeit für die überwiegende Zahl der Männer weiter keine Option. Sie halten die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Vollzeitbeschäftigung unter den heutigen Bedingungen für nur schwer leistbar. Schäfer regte Arbeitszeitmodelle an, bei denen Mann und Frau jeweils nur 30 Wochenstunden arbeiten.
Kaum Betriebskindergärten
Die Ministerin räumte ein, dass auch die NRW-Landesministerien bisher über keine eigenen Betriebskindergärten verfügen. Allerdings gebe es Service-Dienste zur Vermittlung von Kita-Plätzen, sagte Schäfer. Der CDU-Abgeordnete Bernhard Tenhumberg bezeichnete es als „starkes Stück“, dass Schäfer die NRW-Wirtschaft kritisiere, aber die Landesregierung selbst keine Betriebskindergärten unterhalte. „Bevor Schäfer die Keule schwingt, sollte sie mit ihrem eigenen Haus vorbildlich handeln.“
FDP-Sozialexperte Marcel Hafke forderte eine Gleichbehandlung betrieblicher Kitas bei der Förderung des Unterhalts mit öffentlichen und gemeinnützigen Trägern. Zudem müssten die starren Betreuungszeiten bei der U3-Betreuung bedarfsgerecht gelockert werden.