Rom. .
Hat Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi Prostituierte mit Regierungsflugzeugen zu seinen Privatpartys einfligen lassen? Oppositionspolitiker fordern Auflkärung über die Vorwürfe, die aus abgehörten Telefonaten Berlusconis hervorgehen.
Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi soll angeblich Prostituierte in Regierungsflugzeugen zu seinen Privatpartys eingeflogen haben. Oppositionspolitiker forderten am Samstag Aufklärung über die Vorwürfe, die aus abgehörten Telefongesprächen zwischen Berlusconi und dem inzwischen festgenommenen Geschäftsmann Gianpaolo Tarantini hervorgehen.
Die Mitschriften der Gespräche stammen aus den Ermittlungen gegen Tarantini, der nach Angaben der Staatsanwaltschaft Frauen für Sex mit Berlusconi bezahlt haben soll. In der Mitschrift eines Telefongesprächs, über das am Samstag mehrere italienische Zeitungen berichteten, prahlt der Regierungschef angeblich damit, dass elf Frauen vor seinem Zimmer Schlange gestanden hätten. Er habe aber nur mit acht von ihnen geschlafen, weil „du es nicht mit allen treiben kannst“.
Die „Corriere della Sera“ druckte vier volle Seiten der Abschriften des Telefongesprächs ab. Es habe allerdings die härteren und vulgäreren Passagen ausgelassen, schrieb das Blatt. Die Zeitung zitiert unter anderem aus einem Telefongespräch zwischen Berlusconi und Tarantini, in dem die beiden angeblich vereinbaren, dass der Geschäftsmann und mehrere der Frauen in Berlusconis Maschine von Rom nach Mailand mitfliegen könnten.
Berlusconi wollte nur helfen
Leoluca Orlandi von der oppositionellen Partei Italia dei Valori (Italien der Werte) forderte Aufklärung darüber, ob Steuergelder für den Transport von Prostituierten verwendet wurden. Seine Partei habe das Büro des Ministerpräsidenten aufgefordert, eine dringliche Untersuchung des Falles durchzuführen, sagte Orlandi.
Tarantini und seine Ehefrau Angela Devenuto waren Anfang des Monats in Rom festgenommen worden. Ihnen wird vorgeworfen, Berlusconi im Zusammenhang mit den Sex-Gerüchten erpresst zu haben.
In Bari wurde bereits zuvor wegen Förderung der Prostitution gegen Tarantini ermittelt. Die Staatsanwaltschaft in Neapel geht davon aus, dass der Geschäftsmann Berlusconi gedrängt hat, für die Anwalts- und Unterbringungskosten seiner Familie aufzukommen. Im Gegenzug habe er zugesagt, den Ministerpräsidenten aus den Ermittlungen in Bari herauszuhalten. Berlusconi erklärte allerdings, er habe nur einer Familie in Not helfen wollen. (dapd)