Rom.. Italiens Staatschef vor Gericht. Silvio Berlusconi sollte sich ab Mittwoch wegen der Sex-Partys in seiner Privatresidenz – unter anderem mit Minderjährigen – verantworten. Doch fünf Minuten nach Beginn wurde der Prozess sofort wieder vertagt.
Nur kurz nach der Eröffnung des Rubygate-Prozesses gegen Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi ist das Verfahren auf Ende Mai vertagt worden. Zum Auftakt des Prozesses wegen einer Sex-Affäre um eine Minderjährige und Amtsmissbrauch am Mittwoch in Mailand waren weder Berlusconi, noch seine Anwälte, noch die Marokkanerin Ruby anwesend, um die sich der Prozess dreht. In einem Schreiben seiner Anwälte an das Gericht hieß es, Berlusconi habe wegen Verpflichtungen in Rom nicht vor Gericht erscheinen können.
Der 74-Jährige soll im vergangenen Jahr die damals minderjährige Marokkanerin Karima el Mahroug alias Ruby Rubacuore bei Partys in seiner Villa in Arcore für Sex bezahlt haben. Im vergangenen Mai setzte er laut Staatsanwaltschaft durch, dass die wegen Diebstahls festgenommene Nachtklub-Tänzerin freigelassen wurde. Der Ministerpräsident bestreitet die Vorwürfe. Allein für Amtsmissbrauch drohen Berlusconi, gegen den noch weitere Verfahren laufen, bis zu zwölf Jahre Haft. Für Silvio Berlusconi wird es ernst.
33 Frauen, so die Staatsanwälte, soll Berlusconi in seiner Mailänder Privatresidenz „gehabt“, das heißt für Sex und launige Spiele namens „Bunga-Bunga“ bezahlt haben; elf weitere Namen hat die Anklage kürzlich nachgereicht. „Lächerlich“, spöttelt Berlusconi: „Ich bin fast 75 Jahre alt. Und so viele Frauen innerhalb von nur zwei Monaten – das wäre selbst für einen Dreißigjährigen zu viel.“
Auf die Frage, wofür denn die hundert Gold- und Diamantcolliers zu je 2400 Euro gedacht waren, die Berlusconi bei einem Juwelier gekauft hat, wofür die 468 000 Euro, die er allein an zwölf der jungen Frauen gezahlt hat, wofür die Autos, die teuren Uhren, die Wohnungen in Mailand – auf diese Fragen antwortet Berlusconi nur: „Ich bin wie die Caritas. Ich helfe allen, die es nötig haben.“ Und mit entrüstetem Ton: „Nie in meinem Leben habe ich für eine Frau bezahlt.“
214 Zeugen sind aufgeboten
Die Staatsanwälte sprechen von Prostitution. Für diese müssen sich aber nur jene Mitarbeiterinnen und Freunde Berlusconis verantworten, die die Frauen organisiert haben. Silvio Berlusconi selbst bleibt – als „Endverbraucher“, wie es sein Anwalt Niccolò Ghedini jüngst formuliert hat – dafür straffrei.
Nur in einem Falle nicht und um diesen dreht sich der Mailänder Prozess: im Fall der Marokkanerin Karima el-Mahroug, genannt „Ruby“.
Sie war zum Zeitpunkt der Taten erst 17 Jahre alt. Auf Prostitution mit Minderjährigen stehen in Italien bis zu drei Jahre Haft. Dreizehn Nächte, so glaubt die Staatsanwaltschaft beweisen zu können, hat Ruby im Bett mit Berlusconi verbracht.
Der Prozess wird zumindest mehrere Monate dauern: 214 Zeugen sind aufgeboten.