Rom. . Erneuter Eklat um Italiens Staatschef Silvio Berlusconi. In einem abgehörten Telefonat soll er Italien als “Scheißland“ bezeichnet haben, das er in ein paar Monaten verlassen werde. Derweil gab es mehrere Festnahmen wegen des Verdachts der Erpressung.

Der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi soll Italien nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa in einem abgehörten Telefonat als „Scheißland“ bezeichnet haben. Die italienische Agentur meldete am Donnerstag, Berlusconi habe in dem Telefonat am 13. Juli mit Valter Lavitola, dem Herausgeber einer Online-Zeitung, wörtlich gesagt: „Ich bin völlig transparent, sauber in allem was ich tue. Man kann mir nichts vorwerfen. Die Leute können sagen, dass ich vögele. Das ist das Einzige. In ein paar Monaten werde ich fortgehen, um mich um meinen eigenen Kram zu kümmern. Ich verlasse dieses Scheißland, bei dem ich kotzen könnte.“

Festnahmen in Italien

Lavitola befindet sich derzeit im Ausland. Die italienische Justiz ermittelt gegen ihn wegen des Verdachts, Berlusconi gemeinsam mit dem Unternehmer Giampaolo Tarantini erpresst zu haben. Lavitola soll dabei als Mittler das Geld übergeben haben. Tarantini und seine Frau Angela Devenuto wurden am Donnerstag von der Polizei verhaftet.

Gegen Tarantini wird in Bari wegen Förderung der Prostitution ermittelt. Die Staatsanwaltschaft in Neapel geht davon aus, dass der Geschäftsmann Berlusconi gedrängt hat, für die Anwalts- und Unterbringungskosten seiner Familie aufzukommen. Im Gegenzug habe er den Ministerpräsidenten aus den Ermittlungen in Bari herausgehalten.

Die Vereinbarung habe offenbar vorgesehen, dass sich Tarantini um eine Verständigung im Strafverfahren bemühen sollte, um einen öffentlichen Prozess zu vermeiden, sagte Staatsanwalt Francesco Greco. Damit habe wohl verhindert werden sollen, dass für Berlusconi kompromittierende Abhörprotokolle von Telefongesprächen zwischen den Prostituierten veröffentlicht werden.

Berlusconi als Opfer

Wie viel Geld Berlusconi für seine Kooperation an Tarantini gezahlt hat, sagte Greco nicht. Das Magazin „Panorama“ hatte in der vergangenen Woche berichtet, es seien einmalig 500.000 Euro und weitere monatliche Zahlungen geflossen.

In diesem Fall werde nicht gegen Berlusconi ermittelt, er werde vielmehr als Opfer betrachtet, sagte eine Polizeisprecherin in Neapel. Der Ministerpräsident erklärte hingegen, er fühle sich nicht als Opfer und habe lediglich einer bedürftigen Familie helfen wollen.

„Ich habe eine Familie mit Kindern unterstützt, die sich in einer schwierigen finanziellen Situation befand“, wurde Berlusconi in „Panorama“ zitiert. „Ich habe einem verzweifelten Mann geholfen, ohne irgendetwas im Gegenzug zu erwarten.“

Gegen Berlusconi läuft derzeit in Mailand ein Prozess, weil er ein damals 17-jähriges Mädchen für Geschlechtsverkehr bezahlt haben soll. Sowohl er als auch die junge Frau bestreiten die Vorwürfe. (afp/dapd)