Berlin. . Endspurt zur Wahl in Berlin: Bürgermeister und SPD-Spitzenkandidat Klaus Wowereit griff am Freitag seine Grünen-Herausforderin Renate Künast an. Unterstützung erhielten die Wahlkämpfer jeweils von Bundesprominenz.
Zwei Tage vor der Wahl zum Abgeordnetenhaus haben die Berliner Parteien auf Abschlusskundgebungen nochmals ihre Anhänger mobilisiert. Die Spitzenkandidaten appellierten an die Wähler, am Sonntag ihre Stimme abzugeben, weil die Wahl noch nicht entschieden sei. Unterstützung erhielten sie dabei von viel Bundesprominenz.
Der Regierende Bürgermeister und SPD-Spitzenkandidat, Klaus Wowereit, griff seine Grünen-Herausforderin Renate Künast an. Deren Wahlkampf sei „dumm gelaufen“. Mit Umfragewerten „im freien Fall“ seien die Grünen in keiner Position, um Koalitionsbedingungen zu stellen, sagte er in Anspielung an die Forderung der Grünen, auf die Verlängerung der Autobahn A 100 zu verzichten. CDU-Spitzenkandidat Frank Henkel habe „seine Maske fallen lassen“, weil er „die Ängste der Menschen mit brennenden Autos geschürt“ habe.
Umfragen zufolge liegt die SPD deutlich vor CDU und Grünen. Der Linken und FDP drohen Verluste, wobei die Liberalen sogar um den Wiedereinzug ins Abgeordnetenhaus bangen müssen. Dagegen hat die neu gegründete Piratenpartei gute Chancen, die Fünf-Prozent-Hürde zu überspringen.
Künast wünscht sich Rot-Grün
Künast bekräftigte ihren Wunsch nach einer rot-grünen Koalition. „Wir wollen mit der SPD in Verhandlungen treten“, aber die Grünen seien nicht für Brosamen zu haben, sagte sie auf der Veranstaltung in Schöneberg. „Wo grüne Politik draufsteht, muss auch grüne Politik drin sein.“ Auch Parteichefin Claudia Roth betonte: „Berlin tickt rot und grün.“ Einem Bündnis mit der CDU erteilte sie nochmals eine Absage. Der baden-württembergische Grünen-Ministerpräsident Winfried Kretschmann sagte, es hänge von grüner Politik ab, dass Berlin in die „erste Liga der Bundesländer“ aufsteige.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) warb nachdrücklich für die Wahl ihrer Partei, mit der es wieder eine verlässliche und berechenbare Politik geben werde. Henkel warnte auf dem Kranoldplatz im Stadtteil Lichterfelde vor Rot-Grün, denn das bedeute Stillstand. Zugleich attackierte er die FDP mit Blick auf die von Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler in Erwägung gezogene Staatspleite Griechenlands. Der Wähler werde eine solche Politik quittieren - „auch in Berlin“, sagte Henkel.
Linke lobt Erfolge von Rot-Rot
Auch die Spitze der Linken hat ihre Anhänger und Sympathisanten auf den Wahlkampfschlussspurt eingeschworen. Auf dem Köpenicker Schlossplatz erinnerte Spitzenkandidat und Wirtschaftssenator Harald Wolf an die Erfolge der Partei in der Regierung, darunter die Schaffung von über 100.000 versicherungspflichtigen Jobs. Er sprach sich für eine Fortführung der Koalition mit der SPD aus, „allerdings nicht um jeden Preis“.
Die Piratenpartei hat ihren Wahlkampf mit einem sogenannten Picknick am Spreeufer in Treptow beendet. Umfragewerte um die neun Prozent setzten sie nicht unter Stress, sagte Spitzenkandidat Andreas Baum. Der mögliche erstmalige Einzug der Partei in ein Landesparlament zeige, dass sich die Bürger eine andere Art der Politik wünschten.
Die FDP hatte ihren Wahlkampfschlusspunkt schon am Donnerstag gesetzt. Spitzenkandidat Christoph Meyer demonstrierte dabei trotz schlechter Umfragewerte Zuversicht. (dapd)