Essen. . Bei den US-Republikanern beginnt der Vorwahlkampf. Das Feld der möglichen Herausforderer für Präsident Barack Obama lichtet sich. Experten räumen drei Kandidaten Chancen im Rennen ums Weiße Haus ein.

Die Arbeitslosigkeit ist hoch. Der Schuldenberg noch höher. Dazu kommt in der ­republikanischen Wählerschaft der USA die große Angst, dass Präsident Barack Obama „Gottes Land“ mit einer verpflichtenden Krankenversicherung und Steuererhöhungen zu einem sozia­listischen Staat zimmert oder aber zumindest europäisiert.

Diese Gefühlslage ihrer ­Wähler nutzen die Kandi­daten der Republikaner im Nominierungswahlkampf. Wer da im Frühjahr 2012 vorn ist, kann anschließend gegen Obama den Kampf ums Weiße Haus aufnehmen.

Die ultrakonservative Tea-Party-Bewegung, ein Flügel am rechten Rand der Republikaner, hat zuletzt diese Ängste am wirkungsvollsten nutzen können. Ihre Kandidatin, die 55-jährige Michele Bachmann, hat jüngst in Iowa die erste Testwahl der Kandidaten gewonnen. Eine Frau, die erzählt, ihren Mann aufgrund einer göttlichen Eingebung geheiratet zu haben und die Obamas Finanzpolitik einen „Pfad zum ökonomischen Marxismus“ nennt. Aber genügen ein strenges christliches Weltbild und radikale Äußerungen, um die Mehrheit der Wähler ­hinter sich zu bringen?

„Man sollte Iowa nicht überbewerten. Es ist ein sehr konservativer, ländlicher Staat. Nicht repräsentativ für die USA, nicht einmal für die Republikanische Partei“, sagt Patrick Keller, Amerika-Kenner der Konrad-Adenauer-Stiftung. Hinzu kommt Bachmanns relative Unerfahrenheit in der Politik. Erst seit 2001 ist sie nennenswert aktiv, seit 2007 sitzt sie für den Staat Minnesota im Washingtoner Repräsentantenhaus. Aber: die Vorwahlen werden von den registrierten Wählern entschieden. „Und die sind ­radikaler als die Anhänger, die dann den Präsidenten wählen“, weiß USA-Experte ­Jo­hannes Thimm von der Stiftung Wissenschaft und Politik.

Rick Perry, der lachende Dritte?

Das würde die Chancen von Mitt Romney stark verschlechtern. Der Multi-Millionär und Ex-Gouverneur von Massachusetts galt bislang als der ­Favorit der Republikaner, um es mit Obama aufzunehmen. Der 64-Jährige verfügt über ­genügend Geld, um eine Wahlkampagne zu finanzieren und außerdem über genau die politische Reife, die Bachmann abgesprochen wird. Allerdings ist er Mormone, was vielen ­Republikanern ebenso missfällt wie die Gesundheits­reform, die er während seiner Amtszeit in Massachusetts durchgesetzt hat. Zu stark ­ähnelt sie dem Vorhaben, das Obama landesweit anstrebt.

Der Texaner Rick Perry weckt Erinnerungen an Ronald Reagan - und damit Hoffnungen. Foto: AP
Der Texaner Rick Perry weckt Erinnerungen an Ronald Reagan - und damit Hoffnungen. Foto: AP © AP

Lachender Dritter könnte also Rick Perry sein. Der Texaner mit John-Wayne-Akzent hat erst kurz vor dem Schaulaufen in Iowa seine Kandidatur bekanntgegeben. Mit Sprüchen wie „Es ist an der Zeit zu glauben, dass unsere Zukunft viel größer sein wird als die besten Tagen hinter uns“, weckt er Erinnerungen an den konservativen Optimismus der Galionsfigur der Republikaner: Ronald Reagan. Zugleich vereint der 61-Jährige die religiöse Radikalität der Tea Party mit der ökonomischen und politischen Kompetenz, die der wirtschaftslibe­rale Teil der Partei schätzt. Er ist streng gläubig und hat nach drei Amtszeiten als Gouverneur von Texas beste Wirtschaftsdaten vorzuweisen.

„Derjenige, dem die Wähler zutrauen, Amerikas Wirtschaft aus der Krise zu führen, wird gewinnen“, so Johannes Thimm.