Tripolis/Paris. . Während die internationale Staatengemeinschaft am Donnerstag auf einer Konferenz in Paris über die Zukunft Libyens beraten hat, meldete sich Muammar al Gaddafi mit einer Audiobotschaft zu Wort. Er werde sich „niemals ergeben“, sagte er.

Die Libyen-Konferenz hat mit einer demonstrativen internationalen Unterstützung für einen demokratischen Neuanfang in dem nordafrikanischen Land begonnen. Der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy sagte am Donnerstag zu den weltweit eingefrorenen Konten des alten Regimes in Paris, die internationale Gemeinschaft sei entschlossen, "den Libyern das Geld von gestern für den Bau der Zukunft" zur Verfügung zu stellen. Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte die Aufhebung der UN-Sanktionen, die gegen das Regime Muammar Gaddafis verhängt wurden.

Es reiche nicht, ein Regime zu stürzen, sagte die Kanzlerin. "Es muss jetzt ein freiheitlich demokratisches Land entstehen." Es komme darauf an, dass die neue Regierung es anders als die Gaddafis mache, unter der viele Menschen gelitten hätten. "Deswegen habe ich auch Hilfe beim Aufbau von Polizeistrukturen angeboten", sagte die CDU-Politikerin.

Nato soll Luftangriffe fortsetzen

Der britische Premierminister David Cameron sagte, die Nato werde ihren Luftwaffeneinsatz zum Schutz der Zivilbevölkerung auch nach der Vertreibung Gaddafis fortsetzen. Doch der langjährige Machthaber zeigte sich nicht zur Aufgabe bereit: In einer Audiobotschaft kündigte er einen erbitterten Kampf um seine letzten Bastionen an. Unterdessen schloss sich sein Ministerpräsident Al-Baghdadi al-Mahmudi öffentlich den Rebellen an. Diese meldeten die Festnahme von Gaddafis Außenminister, ohne dessen Namen und andere Details bekanntzugeben.

Die Signale am 42. Jahrestag des Putsches Gaddafis waren widersprüchlich: Die Rebellen rückten auf die drei Gaddafi-Hochburgen Sirte - der Heimatstadt des Machthabers - Bani Walid und Sabha vor. Zugleich verlängerten die Rebellen das Ultimatum für eine Übergabe der Städte von Samstag um eine Woche, teilte ihr Sprecher Abdel-Hafis Ghoga mit.

Gaddafi: "Wir werden weiter kämpfen"

Gaddafi erklärte in einer vom syrischen Fernsehsender Al-Rai gesendeten Audiobotschaft, ihm ergebene Stämme seien bewaffnet und würden sich nicht ergeben. "Wir werden nicht aufgeben", zitierte der Sender Gaddafi. "Wir sind keine Frauen, wir werden weiter kämpfen." Er rief zur Fortsetzung des Widerstands an und erklärte: "Die Schlacht wird lang sein und Libyen brennen lassen." In einer zweiten Audio-Botschaft warf er am Donnerstagabend der Allianz vor, Libyen besetzen und sein Öl stehlen zu wollen.

Zu Beginn der Libyen-Konferenz erkannte Russland den Übergangsrat der Rebellen als legitime Führung des Landes an. Die Anerkennung Moskaus, das den NATO-Luftwaffeneinsatz in Libyen sehr kritisch gesehen hatte, ist ein großer diplomatischer Erfolg für den Übergangsrat. So auch die Teilnahme Chinas, das ebenfalls im Sicherheitsrat gegen den NATO-Einsatz stimmte: In buchstäblich letzter Minute entsandte Peking eine Delegation nach Paris. China hat, ebenso wie Algerien und Südafrika, den Übergangsrat noch nicht als legitime libysche Führung anerkannt.

Ban für zivile UN-Mission in Libyen

In Paris geht es um kurzfristige Kredite etwa von Internationalem Währungsfonds und Weltbank. Allerdings gehen die meisten Teilnehmer davon aus, dass Libyen den Wiederaufbau als reiches Ölförderland selbst finanzieren kann; dringendstes Thema in Paris war die Freigabe der per UN-Sanktionen eingefrorenen libyschen Auslandsguthaben. Frankreich schätzt diese auf 50 Milliarden, Großbritannien sogar auf 110 Milliarden Dollar.

Die Europäische Union hob ihre Sanktionen gegen libysche Häfen, Banken und Energieunternehmen auf. EU-Chefdiplomatin Catherine Ashton sagte, es gehe darum, Libyen einen Anschub zum Neustart seiner Wirtschaft zu geben. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sprach sich in Paris dafür aus, schnellstmöglich eine zivile UN-Mission zur Stabilisierung Libyens einzuleiten.

Al-Baghdadi al-Mahmudi sagte im Fernsehsender Al Arabija, er sei in Kontakt mit der Führung der Rebellen. "Wir haben ihnen mitgeteilt, dass wir mit dem Volk und bereit sind, unserem Land in der Zukunft zu dienen." (dapd)