Berlin. Die Übergriffe nehmen zu, und die Maschen der Betrüger werden immer raffinierter: BKA-Chef Jörg Ziercke warnt vor Geldautomaten als Sicherheitsrisiko. Allein im vergangenen Jahr seien 190.000 Kunden von manipulierten Automaten betroffen gewesen.

Der millionenfache Diebstahl von Kreditkarten-Daten und der Betrug an Geldautomaten sind für die deutschen Fahnder eine wachsende Herausforderung. Das Bundeskriminalamt (BKA) will voraussichtlich ab Oktober stärker mit den Banken zusammenarbeiten, um „neue Betrugsmaschen schneller zu erkennen und gemeinsame Abwehrstrategien zu entwickeln“, sagte der Chef des Bundeskriminalamtes, Jörg Ziercke, im WAZ-Interview.

Vorbild dafür ist das FBI in den USA. Ziercke: „Allein im letzten Jahr waren rund 190.000 Kartenkunden von der Manipulation von Geldautomaten betroffen. Bei jeder Skimming-Attacke auf einen Geldautomaten wurden 60 bis 70 Kunden geschädigt“. Die Zeiten, in denen Banken lieber den Schaden beglichen als in die Sicherheit zu investieren, seien „vorbei“.

Vorratsdaten fehlen

Der BKA-Präsident beklagte, auch der Diebstahl von Kreditkarten-Daten, die anschließend betrügerisch genutzt würden, habe sich „mittlerweile etabliert. Die Methoden der Täter werden immer raffinierter.“

Die größten Sicherheitslücken sieht der BKA-Chef bei der fehlenden gesetzlichen Regelung der Speicherung von Vorratsdaten. Er räumte in diesem Zusammenhang eine zunehmende Zahl von Fehlschlägen bei der Fahndung nach Kinderporno-Tätern und Netzbetrügern ein, weil das Bundeskriminalamt von Anbietern wie der Telekom keine Daten über Telefon- oder In­ternetverbindungen erhalten könne. „Unsere Ermittlungen verlaufen im Sand.“ Die Telekom speichere die Daten zu Abrechnungszwecken nur sieben Tage lang, aber „bis eine Tat im Internet erkannt wird, dauert es oft länger“.

„Reale Sicherheitslücke“

„Wir haben eine reale Sicherheitslücke, die schleunigst geschlossen werden muss“, sagte Ziercke an die Adresse der Politik. Innerhalb der Bundesregierung wehrt sich vor allem Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) gegen die Ausweitung der Vorratsdatenspeicherung.

Die Bundesregierung hat gestern wie angekündigt die Verlängerung der Anti-Terror-Gesetze für weitere vier Jahre beschlossen. Ziercke sagte, dies halte er angesichts der „anhaltend hohen Bedrohungslage“ für konsequent.