Stuttgart. . Die Gegner des umstrittenen Bahnprojekts „Stuttgart 21“ steigen aus der Schlichtung aus. Das Aktionsbündis wirft der Bahn vor, sie hätte Fakten zum Projekt verweigert. Der Stresstest sei gescheitert. Die Gegner kündigen neue Protestaktionen an.

Die Gegner des Bahnprojekts Stuttgart 21 werden in der kommenden Woche an der öffentlichen Debatte über die Leistungsfähigkeit des geplanten Tiefbahnhofs nicht teilnehmen. „Wir diskutieren nicht auf Augenhöhe“ mit der Deutschen Bahn, sagte die Sprecherin des Aktionsbündnisses gegen Stuttgart 21, Brigitte Dahlbender, am Donnerstag in Stuttgart.

„Wir müssen zu unserem Bedauern feststellen, dass das, was geplant ist, keine Fortsetzung der Faktenschlichtung ist“, sagte die Vorsitzende des Naturschutzverbands Bund in Baden-Württemberg. Der sogenannte Stresstest sei eigentlich nur noch Makulatur. Den im Aktionsbündnis zusammengeschlossenen Gegnern des Bahnhofsneubaus sei von der Bahn faktisch die Teilnahme an dem Belastungstest verweigert worden.

Die Bahn will bis 2019 will für rund 4,1 Milliarden Euro den 16-gleisigen Stuttgarter Kopfbahnhof in einen achtgleisigen unterirdischen Durchgangsbahnhof mit kilometerlangen Tunnelanfahrten umbauen. Dagegen regt sich seit mehr als einem Jahr heftiger Widerstand in der baden-württembergischen Hauptstadt.

Aktionsbündnis sieht Stresstest gescheitert

Unter Vermittlung des CDU-Politikers Heiner Geißler hatten Gegner und Befürworter des Vorhabens im Herbst vergangenen Jahres vereinbart, dass die Bahn den geplanten Bahnhof einem Belastungstest unterzieht. Das Staatsunternehmen hatte versprochen, dass der Tiefbahnhof zu Spitzenzeiten 30 Prozent mehr Züge abfertigen kann als der Kopfbahnhof.

Am Donnerstag sollte ein Gutachten des Schweizer Ingenieurbüros SMA über das Ergebnis der von der Bahn vorgenommenen Computersimulation vorliegen. Das Testat sollte dem Land Baden-Württemberg, der Stadt und Region Stuttgart sowie den Projektgegner übergeben werden. Bis Monatsende sollen die Ergebnisse öffentlich bekanntgemacht und diskutiert werden.

Stuttgart 21-Gegner werfen Bahn Täuschung vor

Das Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 will sich an dieser Diskussion nicht mehr beteiligen und stellte den Stresstest insgesamt infrage. Der Stresstest sei gescheitert, sagte Hannes Rockenbauch vom Aktionsbündnis. Es seien von der Bahn nicht alle Fakten auf den Tisch gelegt worden. Der Konzern verschleiere und trickse bei den Kostenschätzung. In der Computersimulation seien beispielsweise Störfälle nicht berücksichtigt worden.

Der geplante Durchgangsbahnhof sei zudem nicht leistungsfähiger als der derzeitige Kopfbahnhof. Zwar könne der Tiefbahnhof, wie von der Bahn versprochen, mehr als 48 Züge in der Spitzenstunde abfertigen. Dafür müssten aber Gleise doppelt belegt und die Haltezeiten auf zwei bis drei Minuten gesenkt werden. Im Schnitt führen etwa 28 Züge in der Stunde durch den neuen Bahnhof, der Kopfbahnhof könne jedoch bis zu 54 Züge pro Stunde abfertigen. (rtr/afp)