Stuttgart. . Im Konflikt um den Bau des milliardenschweren Bahnprojektes „Stuttgart 21“sind die Fronten wieder verhärtet. Die Gegner des Baus knüpfen ihre Teilnahme an der Vorstellung des Stresstests an Bedingungen. Sie wollen den Test unter anderem noch einmal überprüfen dürfen.

Die Gegner des Bahnprojekts „Stuttgart 21“ haben der Deutschen Bahn ein Ultimatum zur Vorstellung des Stresstests am 14. Juli gestellt. Wenn der Test zur Leistungsfähigkeit des geplanten unterirdischen Durchgangsbahnhofs nicht „transparent, ergebnisoffen und fair diskutiert“ wird, werde das Aktionsbündnis nicht an der Vorstellung des Test teilnehmen, erklärte der Bündnissprecher und Stuttgarter Stadtrat Hannes Rockenbauch am Freitag in der Landeshauptstadt. Die Projektgegner forderten unter anderem ein Gutachten zur Leistungsfähigkeit des Kopfbahnhofs und drei Wochen Zeit für die Bewertung des Stresstests als Vorbedingung.

Der Stresstest zu dem rund 4,5 Milliarden Euro teuren Bahnhofsumbau war in einer Schlichtung zu dem Bahnhofsprojekt unter der Leitung des CDU-Politikers Heiner Geißler vereinbart worden. Darin soll eine Computer-Simulation zeigen, ob der geplante unterirdische Bahnhofsneubau im Vergleich zum bestehenden Kopfbahnhof genug Kapazitäten für den morgendlichen Berufsverkehr hat und 30 Prozent mehr Züge abfertigen kann als der bestehende Kopfbahnhof. Besteht er den Test nicht, was die Projektgegner hoffen, würden Nachrüstkosten das Budget sprengen und die Bahn müsste das Projekt einstellen.

Drei Wochen zur Überprüfung gefordert

Dem Aktionsbündnis zufolge ist das noch fehlende Gutachten zur maximalen Leistungsfähigkeit des bestehenden Kopfbahnhofs für die Prüfung der Frage nötig, ob der geplante unterirdische Bahnhof in Spitzenzeiten tatsächlich mehr leisten kann als der vorhandene Sackbahnhof.

Die Projektgegner forderten einen Zeitraum von mindestens drei Wochen, um die Simulation insgesamt überprüfen zu können. Zudem sei es unmöglich, den Stresstest sachgerecht an einem Nachmittag zu diskutieren. Die Bahn hatte dies für den 14. Juli geplant und wollte am Tag darauf mit der Vergabe von Bauaufträgen in dreistelliger Millionenhöhe beginnen. Schlichter Geißler, der die Präsentation des Stresstests und seine Bewertung durch ein Schweizer Gutachterbüro am 14. Juli moderieren soll, hatte diesen Zeitplan ebenfalls als zu eng kritisiert.

Die Projektgegner warfen der Bahn ferner vor, Zusagen zur Information des Aktionsbündnisses nicht einzuhalten. Als Beleg veröffentlichten sie am Freitag ein Schreiben, in dem Bahnvorstand Volker Kefer Ende Dezember 2010 dem grünen Landtagsabgeordneten Werner Wölfle zusagte, dass die Bahn gerne bereit sei, die Daten des Stresstests auch dem Aktionsbündnis für eine Überprüfung zur Verfügung zu stellen. Zwei Monate später sei davon keine Rede mehr gewesen, kritisierte der Bündnissprecher Berthold Frieß. Dies belege, dass die Bahn nicht an einer transparenten und ergebnisoffenen Diskussion des Stresstests interessiert sei. (afp)