Berlin. .
Deutschland wirbt Fachkräfte aus Südeuropa: In Spanien sind Ingenieure ohne Job, hier fehlen sie auf dem Arbeitsmarkt. Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer warnt allerdings vor „Inländerdiskriminierung“.
Im Kampf gegen den Fachkräftemangel umwirbt die Bundesagentur für Arbeit (BA) gezielt Ingenieure, IT-Experten, Pflegekräfte und Ärzte aus EU-Krisenländern. „Es gibt ein großes Potenzial in Spanien, Tausende von Ingenieuren sind arbeitslos, auch IT-Spezialisten“, sagte die Direktorin der zur BA gehörenden Zentralen Auslands- und Fachvermittlung ZAV, Monika Varnhagen. Demnach sondiert die ZAV auch, ob Pfleger aus Portugal oder Mediziner aus Griechenland für den heimischen Arbeitsmarkt infrage kommen.
Derzeit fehlen in Deutschland rund 73.000 Ingenieure und im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich 140.000 Experten. Im Pflegebereich dürfte es 2025 rund 150.000 Fachkräfte zu wenig geben.
Trotz des Mangels ist der Vorstoß in die Kritik geraten. Die Arbeitsagentur solle sich um Menschen kümmern, die bereits hier lebten, sagte Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer der WAZ Mediengruppe und sprach sich gegen „Rundum-Pakete für Zuwanderer“ aus, die etwa eine Wohnung für die Fachkräfte beinhalten. „Davon kann die arbeitsuchende Alleinerziehende hierzulande nur träumen. Auch hier gilt: Erst mal die Hausaufgaben hierzulande erledigen, bevor mit Premiumangeboten im Ausland geworben wird, sonst wird daraus eine Inländerdiskriminierung.“
Um nicht Zuwanderung gegen heimische Arbeitskräfte auszuspielen, macht sich SPD-Fraktionsvize Hubertus Heil für ein breites Bündnis stark. „Wir brauchen in Deutschland eine Fachkräfte-Allianz von Politik, Gewerkschaften, Wirtschaft und der Bundesagentur für Arbeit“, sagte Heil der WAZ Mediengruppe. „Die Politik könnte ein Punktesystem für Zuwanderer einführen, wenn die Arbeitgeber im Gegenzug verstärkt auf Ausbildung setzen.“ Der Präsident des Deutschen Pflegerats, Westerfellhaus, warnte vor Versorgungslücken in den Herkunftsländern, sollten Pflegekräfte abgeworben werden.