London. . Mit großflächigen Anzeigen hat der britische Medien-Mogul Murdoch sich für den Abhörskandal seiner inzwischen eingestellten Zeitung „News of the World“ entschuldigt. Premierminister Cameron muss sich unterdessen wegen Kontakten zu Murdoch-Medien rechtfertigen.

Der wegen eines Abhörskandals unter Druck geratene Medienunternehmer Rupert Murdoch hat in ganzseitigen Zeitungsanzeigen um Entschuldigung gebeten. „Es tut uns leid“, schrieb Murdoch in dem Brief, der am Samstag in allen großen britischen Tageszeitungen veröffentlicht wurde.

Die inzwischen eingestellte „News of the World“ habe von anderen verantwortliches Verhalten verlangt, dies aber selbst nicht an den Tag gelegt. Es habe gravierendes Fehlverhalten gegeben, schrieb Murdoch. Der aus Australien stammende Medienunternehmer soll gemeinsam mit seinem Sohn James am Dienstag vor einem Ausschuss des britischen Parlamentes erscheinen. Am Freitag hatte die Chefin von Murdochs britischer Zeitungstochter News International, Rebekah Brooks, nach heftiger Kritik ihren Posten geräumt. Auch ihr Vorgänger in dieser Funktion trat zurück. Er war als Chef der News-Corp-Tochter Dow Jones auch für das US-Wirtschaftsblatt „Wall Street Journal“ zuständig.

„Die Verletzungen, die Menschen erleiden mussten, tun uns sehr leid“, schrieb Murdoch. Weitere Anzeigen wurden für Sonntag erwartet. Dennoch verstummte die Kritik an Murdoch nicht, dessen Zeitung „News of the World“ unter anderen Verbrechensopfer abgehört haben soll. Der Abgeordnete John Prescott sagte in der BBC, die Entschuldigung ändere „absolut nichts“. Murdoch versuche verzweifelt, sein Unternehmen zu retten und gebe dabei allen anderen den Laufpass. Murdoch habe nur 24 Stunden zuvor gesagt, dass es sich um kleine Vergehen handele, sagte Prescott.

Weitere Spitzenmanager kehrt Murdoch-Konzern den Rücken

Wegen der Affäre musste News Corp bereits auf die Komplettübernahme der profitablen Sendergruppe BSkyB verzichten. Das Unternehmen wollte für die Anteile zwölf Milliarden Dollar ausgeben. Die „News of the World“ wurde am vergangenen Wochenende nach 168 Jahren eingestellt.

Wegen des Abhörskandals zog ein weiterer Vertrauter Murdochs die Konsequenzen: Der Chef von Dow Jones & Co, Les Hinton, erklärte am Freitag seinen Rücktritt. Dabei sei es unerheblich, dass er von den offensichtlichen Ereignissen bei „News of the World“ nichts gewusst habe, schrieb der 67-Jährige. Hinton arbeitete 52 Jahre lang für Murdoch. Als er die britische Zeitungssparte verantwortete, soll es zu den Abhöraktionen gekommen sein. Am Freitag war bereits Hintons Nachfolgerin bei News International, Rebekah Brooks, zurückgetreten. Sie war Chefredakteurin der „News of the World“.

Reuters konkurriert mit der Finanznachrichtenagentur Dow Jones Newswires, die News Corp 2007 zusammen mit dem „Wall Street Journal“ übernahm. Einen Nachfolger für Hinton sucht Dow Jones nach eigenem Bekunden zunächst nicht. Brooks“ Posten wird der in Neuseeland geborene News-Corp-Veteran Tom Mockridge einnehmen, der zuletzt Sky Italia leitete.

Britische Regierung verteidigt Beziehungen zu Murdoch-Konzern

Vor dem Hintergrund des Abhörskandals hat die britische Regierung am Samstag den Vorwurf zu enger Beziehungen zum Medienkonzern von Murdoch zurückgewiesen. Aus offiziellen Unterlagen geht hervor, dass Premierminister Cameron im vergangenen Jahr häufig mit führenden Vertretern der Medien zusammentraf, davon mehr als 20 Mal mit Beschäftigten Murdochs.

Es sei in einem demokratischen Land nicht überraschend, dass es Kontakte zwischen der Führung und ranghohen Medienvertretern gebe, sagte Außenminister Hague. Murdochs Sohn James, seine bisherige Verlagschefin Brooks und der frühere Chefredakteur der inzwischen eingestellten Boulevardzeitung „News of the World“, Coulson, waren alle zu Gast auf Camerons Landsitz Chequers. Coulsons Besuch erfolgte zwei Monate, nachdem er im Zuge des Abhörskandals als Camerons Kommunikationschef zurückgetreten war. Hague sagte, Cameron habe Coulson eingeladen, um diesem für seine Arbeit in den vergangenen Jahren zu danken. Das sei völlig normal. (rtr/ap)