Brüssel. Die Europäische Union will die Überfischung der Meere stoppen-- bis spätestens 2015. Fischereikommissarin Maria Damanaki will am Mittwoch einen entsprechenden Reformentwurf vorlegen.

Brüssel will die europäische Fischerei reformieren und die Überfischung stoppen. Spätestens 2015 sollten die Bestände nicht mehr über ihre natürliche Reproduktionsfähigkeit hinaus ausgebeutet werden, heißt es in einem Entwurf der Reform, der der Nachrichtenagentur AFP am Dienstag in Brüssel vorlag. Fischereikommissarin Maria Damanaki will den fertigen Vorschlag am Mittwoch offiziell präsentieren.

Die bisherige Fischereipolitik ist nach Ansicht Damanakis gescheitert, wie die Kommissarin Anfang der Woche bekräftigte. Die Regeln hätten das Problem der Überfischung nicht in den Griff bekommen, rund dreiviertel der Bestände gelten nach Kommissionsangaben als überfischt. Damanaki will die Fanquoten, also die erlaubten Obergrenzen für die Fischer, deshalb künftig strenger an wissenschaftlichem Rat orientieren. Diese Ratschläge gibt es zwar derzeit schon, letztlich entscheiden aber die EU-Staaten über die Quoten - und diese gehen häufig über die empfohlenen Grenzen hinaus.

Rückwurf von Beifang soll verboten werden

Daneben will Damanaki den Rückwurf sogenannten Beifangs verbieten. Dabei werden ungewünschte Meerestiere wieder über Bord gekippt, wobei viele Tiere schon tot oder verletzt sind. Stattdessen sollen nun alle gefangenen Fische angelandet werden müssen. So hofft Damanaki, die Fischer zu gezielteren Fangmethoden anhalten zu können. Flankiert werden soll dies durch einen Handel mit den Quoten. Dabei könnten beispielsweise größere Fangfirmen kleineren Fischern deren Quoten abkaufen, was zu einer Konzentration der Flotte führen würde.

Der Verband der Deutschen Kutter- und Küstenfischer meldete bereits Bedenken zu einzelnen Punkten an. So seien pauschale Verbote des Rückwurfs nicht sinnvoll, erklärte der Verband in Hamburg. Sie könnten zu großen Aufwand bedeuten, wenn die ungewünschten Fische an Land verwertet werden müssen. Das Ziel einer nachhaltigen Bestandsbewirtschaftung sei aber richtig.

Widerstand von Frankreich und Spanien ist zu erwarten

Widerstand muss Damanaki aus den Fischfang-Nationen Frankreich und Spanien erwarten. Die Fischer könnten nicht tagelang auf See sein und ihre Lager dort mit unverkäuflichem Fisch füllen, kritisierte der Chef des französischen Nationalen Fischereikomitees, Pierre-Georges Dachicourt. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace begrüßt die Reformpläne. (afp)