Berlin. . Nach dem dramatischen Unfall einer jungen Soldatin auf dem Segelschulschiff „Gorch Fock“ soll die Ausbildung jetzt verbessert werden. Unter anderem sollen die Kadetten eine längere Vorbereitung bekommen. Die Linkspartei bleibt dennoch skeptisch.
Die Mängel bei der Ausbildung auf dem Segelschulschiff Gorch Fock sollen abgestellt werden. Das ergibt sich aus dem Abschlussbericht des Verteidigungsministeriums, der am Mittwoch im Bundestag vorgestellt wurde. Die Abgeordneten aus dem Verteidigungsausschuss begrüßten die klare Sprache und die Verbesserungsvorschläge der Marine. „Im Bericht wurden die bisherigen Informationen von Staatsanwaltschaft und Havariekommando zusammengefasst und in großer Offenheit die Mängel aufgeführt, sodass sie im Ausschuss diskutiert werden konnten“, sagte der für die Marine zuständige Berichterstatter, Ingo Gädechens (CDU), der Nachrichtenagentur dapd.
Auf der „Gorch Fock“ war am 7. November 2010 die Offiziersanwärterin Sarah Lena S. aus der Takelage gestürzt und ums Leben gekommen. Nach weiteren Meldungen über übermäßigen Drill an Bord untersuchten mehrere Marinestellen und die Staatsanwaltschaft die Vorfälle auf dem Dreimaster. Die Staatsanwaltschaft Kiel hat die Ermittlungen Anfang Juni eingestellt, da es zum Tod der Kadettin keinen Hinweis auf Fremdverschulden gab.
Übungsmast an Land
Der Abgeordnete Gädechen sagte, die Marine habe jetzt erste vielversprechende Verbesserungen bei der Ausbildung vorgestellt und weitere angekündigt. So solle die „Gorch Fock“ künftig schon vor den Schulungstörns von ihrem Liegeplatz in Kiel zum Ausbildungsstandort für die Kadetten in Mürwik segeln, damit die Schulung bereits dort an Bord beginnen können. In Mürwik solle zudem ein Übungsmast an Land errichtet werden. Auch sollen die Offiziersanwärter erst nach sechs und nicht wie bisher nach drei Monaten zur Segelausbildung kommandiert werden und intensiv von jungen, aber erfahreneren Kadettenoffizieren betreut werden.
Nach den Worten der Ausschussvorsitzenden Susanne Kastner (SPD) erwarten die Abgeordneten, über die Umsetzung der Verbesserungsmaßnahmen bei Struktur, Organisation und Ausbildung auf der „Gorch Fock“ informiert zu werden. Das Schiff werde aber weiter fahren. Auch die FDP-Verteidigungsexpertin Elke Hoff hatte den Abschlussbericht begrüßt. „Wichtig ist, dass man die Mängel, die offenkundig geworden sind, abstellt“, sagte sie. Dann habe die „Gorch Fock“ eine Zukunft als Segelschulschiff und als Botschafterin für Deutschland.
„Grundlegende Defizite bei der inneren Führung“
Dem schloss sich CDU-Politiker Gädechen an. Für die Zukunft der „Gorch Fock“ sei auch der „Neustart mit einer neuen Führung an Bord des Schiffes hilfreich“. Der Linke-Abgeordnete Paul Schäfer zeigte sich dagegen weder vom Bericht noch von den Plänen zur Fortsetzung des Betriebs auf dem Segelschulschiff überzeugt. „Man muss enorme Anstrengungen machen, um die ganzen Sicherheitslücken, die jetzt bekannt geworden sind, in den Griff zu bekommen“, sagte Schäfer. Es sei fraglich, ob die Schulungen auf der „Gorch Fock“ zur Bildung von Teamgeist unter den Marineoffizieren nötig sei. Es seien „grundlegende Defizite bei der inneren Führung und der Ausbildung in der Marine deutlich geworden“, sagte Schäfer.
Marineinspekteur Axel Schimpf hatte im Anhang des der Nachrichtenagentur dapd vorliegenden Untersuchungsberichtes geschrieben: „Der Tod der Offiziersanwärterin sollte allen Vorgesetzten Grund genug sein, den eigenen Führungsstil kritisch zu überdenken: Klare und verbindliche Vorgaben verbunden mit einer ernsthaften Dienstaufsicht und Kontrolle stehen weder im Widerspruch zur Inneren Führung und zum Führen im Auftrag, noch sind sie ein Ausdruck von Misstrauen gegenüber den Untergebenen. Im Gegenteil: Sie sind Ausdruck eines disziplinierten und fürsorglichen Führungsverhaltens, welches wir unseren anvertrauten Frauen und Männern schuldig sind.“ (dapd)