Brüssel. Der EU-Gipfel hat grünes Licht für den Beitritt des Landes gegeben. Nun beginnt das Zustimmungsprozedere in den nationalen Parlamenten, das erst 2013 abgeschlossen sein wird. Erst dann wird Kroatien das 28. Mitglied der Union.
Der EU-Gipfel hat für die Aufnahme Kroatiens bis Juli 2013 grünes Licht gegeben. Die europäischen Staats- und Regierungschefs lobten am Freitag in Brüssel "die erheblichen Anstrengungen Kroatiens, dank derer die Beitrittsverhandlungen in die Endphase eingetreten sind", wie aus dem Entwurf zu den Gipfelerklärungen hervorging. Um Bedenken auszuräumen, Zagreb könne bei den Reformen Rückschritte machen, soll das Land aber weiter überwacht werden. Insbesondere die Besserungen in Justiz und Grundrechten müssten ungebrochen fortgesetzt werden.
Nach der Zustimmung des EU-Gipfels können die Verhandlungen noch diesen Monat abgeschlossen und der Beitrittsvertrag bis Ende des Jahres unterzeichnet werden. Die Parlamente aller Mitgliedsstaaten müssen letzteren bestätigen. Dieser Prozess wird voraussichtlich bis Juni 2013 andauern, sodass Kroatien zum 1. Juli desselben Jahres offiziell aufgenommen werden kann. Damit wird das Land das 28. Mitglied der Europäischen Union.
Die EU-Kommission hatte den Schritt nach sechs Verhandlungsjahren empfohlen. Die Außenminister der Mitgliedsstaaten machten Anfang der Woche in Luxemburg den Weg für den Gipfelbeschluss frei.
Zwei weitere Nachfolgestaaten des früheren Jugoslawiens, Mazedonien und Montenegro, haben derzeit Kandidatenstatus. Mit Mazedonien könnten die Verhandlungen noch in diesem Jahr beginnen, hofft die EU-Kommission.
Mit der Türkei laufen die Verhandlungen schon. Doch der Prozess ist ins Stocken geraten, sieben Verhandlungskapitel liegen auf Eis. Mit Island wird seit knapp einem Jahr verhandelt.
Das ist der Status der weiteren Kandidaten:
ISLAND
Island hat beste Voraussetzungen für einen schnellen EU-Beitritt: Der Inselstaat im Nordatlantik gehört dem Europäischen Wirtschaftsraum an, dem Schengen-Raum ohne Grenzkontrollen sowie der NATO. Die Regierung in Reykjavik hofft deshalb auf einen Beitritt 2012. Größte Hindernisse sind die Fischerei und der Walfang. Die rund 320.000 Isländer müssen der Mitgliedschaft zustimmen.
TÜRKEI
Auch die Türkei verhandelt seit Oktober 2005 über eine Aufnahme in die EU. Die Gespräche gehen aber nur schleppend voran. Hauptgrund ist der ungelöste Streit mit der griechischen Republik Zypern. Die Regierung in Ankara weigert sich, ihre Häfen und Flughäfen für das EU-Mitglied Zypern zu öffnen. Wegen der Türkei-Skepsis in Ländern wie Deutschland und Frankreich macht sich in dem NATO-Mitgliedsland Beitrittsmüdigkeit breit.
MAZEDONIEN
Mazedonien hat seit Ende 2005 Kandidaten-Status. Allerdings liegen die EU-Verhandlungen ebenso auf Eis wie die NATO-Mitgliedschaft. Grund ist der ungelöste Namens-Streit, der seit der Unabhängigkeit von Jugoslawien 1991 schwelt. Das EU-Mitglied Griechenland fürchtet wegen seiner historischen Region Makedonien Gebietsansprüche des nördlichen Nachbarn.
BALKAN
Fünf weitere Balkanländer klopfen an die Tür der EU: Serbien, Albanien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro und das Kosovo. All diese Länder haben mittel- bis langfristig eine "europäische Perspektive". Mit der Ergreifung des mutmaßlichen bosnisch-serbischen Kriegsverbrechers Ratko Mladic im Mai hat Serbien eine jahrelange Forderung aus Brüssel erfüllt. Die Regierung in Belgrad hofft nun, wie Island, die Türkei und Mazedonien rasch den Status als Beitrittskandidat gewährt zu bekommen. Dafür muss das Land aber ebenso wie Albanien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro und das Kosovo härter gegen die organisierte Kriminalität vorgehen und sein Rechtssystem den EU-Standards anpassen. (dapd/afp)