Kabul. . Bei einem Angriff eines Selbstmordkommandos auf ein Luxushotel in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind in der Nacht zu Mittwoch mehrere Menschen getötet worden. Afghanische Sicherheitskräfte beendeten die Attacke mithilfe der Nato. Die Taliban bekannten sich zu dem Anschlag.
Nach stundenlangen Kämpfen haben afghanische Sicherheitskräfte mit Hilfe der Nato ein Selbstmordkommando in einem Kabuler Luxushotel außer Gefecht gesetzt. Bei dem Angriff auf das Intercontinental kamen in der Nacht zum Mittwoch laut Polizei die neun Attentäter, mindestens zehn Zivilisten, darunter ein Spanier, sowie zwei Polizisten ums Leben. Zu der Tat bekannten sich die radikalislamischen Taliban, mit denen die USA mit Blick auf den geplanten Truppenabzug Friedensgespräche anstrebt.
In dem staatlichen Hotel, das nicht zur weltweiten Intercontinental-Kette gehört, hielten sich zu Beginn des Angriffs am Dienstagabend die Teilnehmer einer für Mittwoch geplanten Konferenz zur Übergabe der Sicherheitsverantwortung an die Afghanen auf. Trotz strenger Kontrollen gelang es den Aufständischen, in das Gebäude einzudringen. Einem afghanischen Vertreter zufolge waren sie mit Sprengstoffgürteln, Raketen und Waffen ausgerüstet.
Reporter hören fünf Explosionen
Fünf Stunden lang hielten sich die Angreifer in dem Hotel verschanzt und lieferten sich Kämpfe mit Sicherheitskräften. Reporter der Nachrichtenagentur afp berichteten von fünf Explosionen. Das Hotel lag in der Nacht völlig im Dunkeln, offenbar wurde der Strom gekappt. Ein Helikopter der Nato überflog auf Anfrage der Behörden das Hotel, um die Lage einzuschätzen, wie ein Sprecher sagte. Zunächst war von zwei Nato-Hubschraubern die Rede gewesen.
„Zuerst gab es Schüsse, dann zwei Explosionen“, sagte der Angestellte Esatullah über den Beginn des Angriffs, bei dem er sich zunächst in einem Zimmer in einem der obersten Stockwerke versteckt hielt. Wegen dichten Rauchs habe er den Raum verlassen müssen. „Als ich rauskam habe ich Spuren von Blut gesehen. Dann kam die Polizei und hat mich rausgeholt“, schilderte der Hotelmitarbeiter.
Taliban bekannten sich zum Angriff
Die Kämpfe seien mit dem Tod der neun Selbstmordattentäter zu Ende gegangen, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. afp-Journalisten zufolge waren auch nach seiner Stellungnahme noch sporadisch Schüsse zu hören. Bei den zehn getöteten afghanischen Zivilisten handelte es sich laut Polizei vorrangig um Hotelangestellte. Den afghanischen Angaben zufolge wurden bei dem Angriff und den Kämpfen in dem Hotel mindestens 18 weitere Menschen verletzt. Unter ihnen seien auch zwei neuseeländische Sondereinsatzkräfte, teilte das Militär des Landes in Wellington mit.
Zu dem Angriff bekannten sich die radikalislamischen Taliban. Ziel seien die ausländischen Hotelgäste gewesen, sagte ein Sprecher. Aufständische hatten bereits 2008 das ebenfalls bei Ausländern beliebte Hotel Serena in Kabul attackiert. Dabei kamen sieben Menschen ums Leben, darunter drei Ausländer. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden daraufhin auch in den anderen Hotels der Stadt verschärft.
Rückschlag für Friedensbemühungen
Der Sprecher der Bundesregierung, Steffen Seibert, sagte, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verurteile den Angriff "auf das Schärfste". Auch wenn es Rückschläge gebe sei es aber "wichtig, das Ziel der internationalen Gemeinschaft nicht aus den Augen zu verlieren, der afghanischen Bevölkerung Frieden und Stabilität zu verschaffen".
Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) erklärte, die Attentäter verfolgten "allein das Ziel, die Suche nach Frieden in Afghanistan zu stoppen". Dies dürfe ihnen aber nicht gelingen. Nach Angaben des Auswärtigen Amts vom frühen Nachmittag gab es keine Hinweise darauf, dass auch deutsche Staatsbürger von dem Anschlag betroffen waren.
In Kabul hielt sich am Dienstag auch der US-Sondergesandte Marc Grossman auf. Er war dort mit afghanischen und pakistanischen Vertretern zusammengekommen, um die Möglichkeit für Friedensgespräche mit den Taliban auszuloten, wie eine Sprecherin des US-Außenamtes sagte. Seine Delegation habe Afghanistan „sicher“ wieder verlassen, erklärte das Ministerium, das den Angriff scharf verurteilte. Die Tat zeige die „Verachtung menschlichen Lebens durch Terroristen“.
Der Angriff ereignete sich wenige Wochen vor dem geplanten Beginn des Abzugs der internationalen Truppen. US-Präsident Barack Obama hatte vergangene Woche angekündigt, ab Juli bis Ende des Jahres 10.000 der derzeit rund 99.000 US-Soldaten vom Hindukusch abzuziehen. Bis 2014 sollen alle ausländischen Soldaten das Land verlassen und die afghanischen Sicherheitskräfte vollständig die Kontrolle übernommen haben - so wie sie es in Kabul bereits praktizieren. Experten fürchten jedoch, dass die einheimischen Kräfte nicht in der Lage sein werden, die Taliban in Schach zu halten. (afp)