Kundus. . Die Taliban haben sich am Sonntag zu einem Anschlag auf einen Bundeswehrkonvoi in Kundus bekannt. Der deutsche Kommandeur des Feldlagers Kundus, Oberst Norbert Sabrautzki, sei nicht Ziel des Anschlags gewesen, so ein Sprecher der Bundeswehr.
Die Taliban haben sich am Sonntag zu einem Anschlag auf einen Bundeswehrkonvoi in Kundus bekannt. Behördenangaben zufolge starben drei afghanische Zivilisten. Unter den elf Verletzten seien auch zwei Bundeswehrsoldaten gewesen, hieß es. Der deutsche Kommandeur des Feldlagers Kundus, Oberst Norbert Sabrautzki, sei aber nicht Ziel des Anschlags gewesen, sagte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr in Potsdam.
Sabrautzki war auf dem Weg zu einem Sicherheitstreffen mit dem Provinzgouverneur, als der Selbstmordattentäter sich in die Luft sprengte. Zwei deutsche Soldaten wurden leicht verletzt, wie der Sprecher des Einsatzführungskommandos der Nachrichtenagentur dapd sagte. Sie hätten ihre Angehörigen selbst telefonisch benachrichtigt.
Einen Bericht der Zeitung „Die Welt“, wonach der Oberst das Ziel des Anschlags gewesen sei, bezeichnete der Sprecher jedoch als „reine Spekulation“. Die Bundeswehr sehe in dem Ereignis einen Anschlag gegen die internationale Afghanistan-Schutztruppe ISAF.
Bei dem Anschlag auf einer belebten Straße am Stadtrand von Kundus in der Nähe des Flughafens wurden zwei Fahrzeuge vom Typ Dingo 2 beschädigt, eines musste nach Angaben der Bundeswehr geborgen werden. Der Angriff habe sich um 09.34 Uhr Ortszeit (07.04 Uhr MESZ) etwa drei Kilometer nordwestlich vom Lager des deutschen Wiederaufbauteams in Kundus ereignet, sagte der Sprecher des Einsatzführungskommandos weiter.
Ein Reporter der Nachrichtenagentur AP sah vor Ort, dass mindestens ein gepanzertes Fahrzeug der Bundeswehr zur Seite gekippt war. Ein Zivilfahrzeug wurde bei der Explosion schwer beschädigt.
USA und Afghanistan verhandeln mit den Taliban
Erst am Samstag hatte der afghanische Präsident Hamid Karsai erklärt, die Vereinigten Staaten und Afghanistan führten direkte Friedensverhandlungen mit den afghanischen Taliban und es laufe gut.
Karsais Stellungnahme zu laufenden Verhandlungen mit den Taliban war die erste offizielle Bestätigung solcher Gespräche. Vertreter ausländischer Streitkräfte, insbesondere der USA, seien bei den Gesprächen führend, sagte der Präsident. Die Taliban regierten das Land vor der US-Invasion 2001 fünf Jahre lang und gewährten während dieser Zeit dem Terrornetzwerk Al-Kaida Zuflucht.
In New York beschloss der UN-Sicherheitsrat am Freitagabend einstimmig, Sanktionen gegen die Taliban und die Al-Kaida künftig voneinander zu trennen. Bisher waren sie gegen beide gemeinsam verhängt worden. Mit dem Schritt sollten sowohl die Bemühungen der afghanischen Regierung zur Beilegung des fast zehnjährigen Konflikts mit den Taliban unterstützt werden als auch der Kampf gegen weltweiten Terrorismus effektiver werden, hieß es.
Gates setzt auf militärischen Druck
US-Verteidigungsminister Robert Gates setzt vor Friedensverhandlungen mit den Taliban in Afghanistan allerdings auf militärischen Druck. Ohne diesen seien die Extremisten wohl kaum bereit, eine „ernsthafte Unterredung“ zu führen, sagte er dem Fernsehsender CNN. Nur wenn der militärische Druck überhand nehme und die Taliban-Kämpfer nicht mehr an ihren Sieg glaubten, habe eine politische Lösung überhaupt eine Chance.
In einem am Samstag aufgenommenen Interview für das CNN-Magazin „State of the Union“ bestätigte Gates, die USA und andere hätten sich den Taliban angenähert, es handele sich aber nur um eine erste Kontaktaufnahme. Er rechne frühestens im Winter mit nennenswerten Fortschritten bei echten Friedensgesprächen, sagte Gates, der Ende des Monats sein Amt niederlegt. (dapd)