Dortmund. .

„Ein soziales oder ökologisches Pflichtjahr für alle Schulabgänger“ fordert NRW-Arbeits- und Sozialminister Guntram Schneider. Zur Begründung verwies er auf den Wegfall des Zivildienstes. Die Arbeit könne nicht vom bestehenden Personal übernommen werden.

NRW-Arbeits- und Sozialminister (SPD) Guntram Schneider fordert vor dem Hintergrund des Wegfalls des Zivildienstes „ein soziales oder ökologisches Pflichtjahr für alle Schulabgänger“ – Frauen wie Männer. Politiker und Verbände haben Zweifel an dem Vorstoß.

Gut 90 000 Hilfskräfte fallen nach der Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht aus. Die Arbeit könne nicht vom bestehenden Personal übernommen werden.

Ohne die Zivildienstleistenden wird der Sozialbereich große Einbrüche verzeichnen müssen“, fürchtet Schneider. Schneider will diese Lücke mit einem Pflichtjahr schließen. „Ich sehe keine Alternative, wenn ich mir zum Beispiel die Entwicklung in der Pflege ansehe“, so der Minister im Gespräch mit der Westfälischen Rundschau (WR). „Ausländische Fachkräfte können dieses Problem nicht lösen.“ Schon die Sprachbarriere sei ein großes Problem.

Für die Jugendlichen sei das ein attraktives Angebot, glaubt Schneider: „Das wäre eine wichtige Erfahrung für die jungen Leute. Sie könnten dabei wichtige soziale Kompetenzen lernen und ein interessantes Berufsfeld entdecken.“ Die Vergütung könne ähnlich dem Zivildienst geregelt werden.

An­drea Nahles: „Die jungen Menschen sollten nicht dazu gezwungen werden“

SPD-Generalsekretärin An­drea Nahles ist gegen ein Pflichtjahr: „Die jungen Menschen sollten sich bewusst für ein solches Engagement entscheiden und nicht dazu gezwungen werden“, so Nahles. Sie sei sich sicher, dass es ausreichend Interesse für einen freiwilligen Dienst gebe.

Auch der Paritätische Wohlfahrtsverband hat Zweifel. Hautgeschäftsführer Ulrich Schneider nannte die Forderungen des Ministers „unrealistisch“. Ein Pflichtjahr sei zu teuer, „außerdem brauchen wir in unseren Einrichtungen keine Menschen, die zwangsverpflichtet worden sind“, so Ulrich Schneider zur WR. Er setze auf Freiwilligkeit. „Ich glaube das wir genug Freiwillige finden werden.“