Wattenscheid. .

Wenn Thorben Gerdes (21), der letzte Zivi beim Roten Kreuz in Wattenscheid, Ende des Monats geht, steht Dennis Schmidt (20) schon in den Startlöchern: Der Abiturient aus Höntrop hat beim DRK den ersten Vertrag zum Bundesfreiwilligendienst (BFD) unterschrieben. Zum 1. Juli wird er dort als erster „Bufdi“ seinen Dienst antreten.

Sich selbst ein Stück besser einschätzen, die eigenen Stärken und Schwächen besser kennen lernen und nicht zuletzt antesten, ob ein sozialer Beruf etwas für ihn ist – das sind die Gründe, aus denen Dennis sich für den Bundesfreiwilligendienst entschieden hat. „Ich wollte mich nach dem Abi nicht direkt in einen Beruf oder ins Studium stürzen“, sagt er. „Bevor ich jetzt eine falsche Entscheidung treffe, mache ich ein Jahr lang lieber nochmal was anderes.“

„Was anderes“ heißt für Dennis in diesem Fall, bei den Mobilen Sozialen Diensten des DRK alten Menschen im Haushalt helfen, Einkäufe erledigen, sie zum Arzt zu begleiten, kurzum: Es den Senioren ermöglichen, in ihrer vertrauten Umgebung zu bleiben, wenn sie allein nicht mehr alles können. Eine vielfältige Aufgabe, findet Dennis. Über einen Freund, der sich auch beim DRK beworben hatte, hat der Abiturient vom Bundesfreiwilligendienst erfahren und den Kontakt zum Wattenscheider Kreisverband geknüpft.

„Es läuft viel über Mundpropaganda“, hat der DRK-Vorsitzende Thorsten Junker festgestellt. Ganz anders als andere Wohlfahrtsverbände habe das Rote Kreuz in Wattenscheid regen Zulauf von künftigen „Bufdis“. Junker: „Aber da bilden wir eine Ausnahme – sogar innerhalb des DRK selbst.“

Zehn Bewerbern für den BFD hat der Wattenscheider DRK-Kreisverband bereits eine Zusage erteilt. „Das sind vor allem die Abiturienten 2011, die noch nicht wissen, wo’s hingehen soll und die andere Riege, die keinen Ausbildungs- oder Studienplatz bekommen hat“, sagt Junker. Er hofft, insgesamt elf „Bufdis“ einstellen zu können. „Das wäre optimal – und wenn wir bis auf 14 kämen, dann können wir wirklich nicht mehr erreichen.“

Denn 14 waren es auch im Zivildienst, der jetzt mit der Aussetzung der Wehrpflicht wegfällt. Hatte sich Thorsten Junker anfangs noch Sorgen gemacht, ob er die Zivis wirklich ersetzen kann, blickt er jetzt optimistisch in die Zukunft. „Zusätzlich haben wir jetzt zwei Azubis für den Verwaltungsbereich, die dort den Beruf des Kaufmanns im Gesundheitswesen lernen.“

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Die alten Menschen, die sich besorgt fragen, ob die Dienste des DRK durch den Wegfall des Zivildienstes ebenfalls wegfallen oder teurer werden, kann Junker daher beruhigen: „Zu einer Preiserhöhung gibt es keinen Anlass.“ Und motiviert sind die Zivi-Nachfolger auch. „Ich will ja nicht nur mich selbst besser kennen lernen“, sagt Dennis. „Was ich will, das ist ja auch alten Menschen helfen.“

Nur eine klitzekleine Sorge hat Thorsten Junker noch: „Wir haben weniger Planungssicherheit als beim Zivildienst. Wer doch noch einen Studienplatz bekommt, springt vielleicht wieder ab.“ Bei Dennis muss er sich da aber wohl keine Sorgen machen: Er will sich bewusst ein Jahr Zeit zur Orientierung nehmen.