Sanaa. .

Die Lage im Jemen wird immer unübersichtlicher. Präsident Saleh ist zur medizinischen Behandlung in Saudi-Arabien, zurzeit ist nicht klar, wer regiert. Demonstranten feierten am Sonntag Salehs Ausreise in der Hauptstadt Sanaa.

Die Lage im Jemen ist am Sonntag zunehmend chaotischer geworden. Nachdem sich Präsident Ali Abdullah Saleh wegen seiner Verletzungen aus einem Raketenangriff zur medizinischen Behandlung nach Saudi-Arabien begeben hatte, war zunächst unklar, wer regiert.

Zahlreiche junge Regierungsgegner feierten am Sonntag Salehs Ausreise. „Es ist vorbei, das Regime ist gestürzt“, riefen viele vor der Universität in der Hauptstadt Sanaa, wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete. „Heute ist ein neuer Jemen geboren“, skandierten andere an dem zentralen Ort der monatelangen Proteste gegen Saleh. Nach mehreren Schusswechseln in der Nacht blieb es in Sanaa ansonsten ruhig. Das Staatsfernsehen sendete indes Durchhalteparolen zur Unterstützung der Regierung.

Saleh war am Freitag bei einem Granatenangriff auf den Präsidentenpalast verletzt worden und reiste nach saudiarabischen Angaben am Samstag zur medizinischen Behandlung nach Riad. Dort hieß es auch, dass Saleh nach seiner Genesung in den Jemen zurückkehren wolle. Laut einem Vertrauten Salehs trug er bei der Attacke Verbrennungen und Kratzer im Gesicht und an der Brust davon. Diese seien jedoch nicht schwer. Nach der jemenitischen Verfassung wird Saleh während seiner Abwesenheit von Vizepräsident Abdel Rabbo Mansur Hadi vertreten, der sich bislang jedoch nicht öffentlich äußerte.

Streitkräfte haben sich von ihrem Kontrollposten zurückgezogen

Die Streitkräfte haben sich Augenzeugen zufolge von ihren Kontrollposten zurückgezogen. In der Stadt Tais im Süden des Landes sollen Bewaffnete etliche Gebäude gestürmt haben. Aus Sorge, dass ihre friedliche Protestbewegung von Stammeskämpfern vereinnahmt wird, forderten die Demonstranten in Tais und der Hauptstadt Sanaa in einer gemeinsamen Erklärung die Bildung eines Übergangsrates mit Bürgern, „an deren Händen kein Blut klebt“.

Nach Angaben eines Vertreters des mit Saleh verfeindeten Haschid-Stamms ist dessen Anführer Scheich Sadek el Ahmar grundsätzlich zu einer Waffenruhe bereit. Haschid-Kämpfer und Regierungstruppen liefern sich in Sanaa seit Tagen heftige Gefechte. Die Massenproteste gegen Saleh, der seit 33 Jahren herrscht und durch die Kundgebungen zum Rücktritt gezwungen werden soll, halten inzwischen seit rund vier Monaten an. Im Süden des Landes kamen indes nach Militärangaben bei zwei Anschlägen mutmaßlicher Taliban-Kämpfer am Wochenende neun jemenitische Soldaten ums Leben. Sie seien in Hinterhalte gelockt worden, hieß es. (dapd/afp)