Sanaa. . Die Lage im Jemen spitzt sich zu: Stammeskämpfer haben den Präsidentenpalast in Sanaa unter Beschuss genommen. Jemens Präsident Ali Abdullah Saleh und vier ranghohe Regierungsmitglieder wurden verletzt.
Der jemenitische Präsident Ali Abdullah Saleh ist nach Angaben aus Regierungskreisen bei einem Raketenangriff auf den Präsidentenpalast in der Hauptstadt Sanaa leicht verletzt worden. Der Ministerpräsident, dessen Stellvertreter, der Parlamentspräsident und ein Präsidentenberater seien schwerer verwundet worden, hieß es.
Nach Angaben des Gewährsmannes ist es das erste Mal, dass Salehs Palast während der seit zwei Wochen andauernden schweren Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Anhängern des mächtigen Stammesführers Scheich Sadek al Ahmar beschossen wurde.
Bereits in der Nacht auf Freitag hatten sich die Kämpfe von dem Viertel, in dem al Ahmar lebt, auf andere Teile der Hauptstadt ausgebreitet. Regierungstruppen steckten unter anderem das Gebäude eines privaten Fernsehsenders in Brand, der einem weiteren Bruder al Ahmars gehört.
Zehntausende Menschen versammeln sich zu Massenbegräbnis
Kurz nach Ende der Freitagsgebete war dann zunächst das Geschäftsviertel Hadda im Süden Sanaas von Regierungstruppen bombardiert worden, berichteten Zeugen. Bewohner flüchteten in ihre Keller. Nach Angaben eines Zeugen war das Ziel der Bombardements das Haus eines Bruders al Ahmars, mit dessen Anhängern sich die Regierungstruppen seit knapp zwei Wochen heftige Kämpfe liefern. Stammeskämpfer gingen danach offenbar zum Gegenangriff auf den Präsidentenpalast über-
Ungeachtet der Kämpfe versammelten sich am Freitag zehntausende Menschen zu einem Massenbegräbnis für die jüngsten 50 Opfer der Gefechte im Jemen. Während seiner Predigt beim Freitagsgebet sagte der Imam in Sanaa, Saleh versuche es aussehen zu lassen, als wäre die Revolte des Volkes nur ein persönlicher Konflikt zwischen ihm und al Ahmar.
Auch in der im Süden des Landes gelegenen Stadt Tais kam es zu neuen Gefechten. Nach Angaben der Aktivistin Buschra al Muktari eröffneten dort Sicherheitskräfte das Feuer auf Demonstranten, zwei davon seien dabei verletzt worden. Die Stadt war am Freitag abgeriegelt. (dapd)