Moskau. . Der frühere Öl-Magnat Michail Chodorkowski kämpft weiter um eine vorzeitige Haftentlassung. Sein Anwalt kündigte jetzt ein erneutes Gnaden-Gesuch an. Ein Berufungsgericht hatte die Haft zuletzt nur um ein Jahr gesenkt.

Der inhaftierte russische Kremlkritiker Michael Chodorkowski will nach Angaben seines Anwalts erneut eine vorzeitige Haftentlassung beantragen. Das kündigte der Verteidiger des früheren Öl-Oligarchen, Wadim Kljuwgant, am Montag in Moskau an. Wann der Antrag eingereicht werden sollte, sagte er nicht. Chodorkowski hatte bereits 2008 ein Gnadengesuch gestellt, das aber von einem Gericht abgelehnt wurde.

In der vergangenen Woche hatte ein Moskauer Gericht einen Berufungsantrag von Chodorkowski abgewiesen und dessen 14-jährige Haftstrafe um lediglich ein Jahr reduziert. Der 47-Jährige muss demnach noch bis 2016 ihn Haft bleiben. Chodorkowski war im Dezember für schuldig befunden worden, Öl im Wert von 25 Milliarden Dollar (17,8 Milliarden Euro) von drei Tochterfirmen seines Ölkonzerns Jukos gestohlen zu haben. Das Urteil wurde international scharf kritisiert.

Putin gilt als Drahtzieher der Prozesse gegen Chodorkowski

Der einst reichste Mann Russlands verbüßte bereits zuvor eine achtjährige Haftstrafe, die in diesem Jahr zu Ende gegangen wäre und auf die neue Haftstrafe angerechnet wird. Als treibende Kraft hinter der Verurteilung wird der russische Ministerpräsident und ehemalige Staatspräsident Wladimir Putin vermutet. Chodorkowski galt als politische Bedrohung für Putin, der zum Zeitpunkt von Chodorkowskis Festnahme im Jahre 2003 Präsident war.

Der staatliche Fernsehsender NTV strahlte am Sonntagabend einen Bericht über die Prozesse gegen Chodorkowski aus, in dem der Regierungskritiker erklärte, er erkenne die Gerichtsentscheidungen nicht an. "Ich werde mein Recht auf vorzeitige Haftentlassung einfordern", hieß es in einer schriftlichen Antwort auf die Fragen des Senders.

Für (den morgigen) Dienstag wurde im Fall Chodorkowski eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte erwartet. Das Straßburger Gericht sollte klären, ob nach seiner Festnahme 2003 Chodorkowskis Rechte verletzt wurden. Die Anwälte des ehemaligen Öl-Magnaten hatten mehrfach die Haftbedingungen kritisiert und politische Motive für die Verfahren gegen Chodorkowski verantwortlich gemacht. (dapd)