Berlin/Potsdam. Bei einem Sprengstoffanschlag in Afghanistan nordwestlich von Kundus ist ein deutscher Soldat ums Leben gekommen, ein weiterer wurde leicht verletzt. Verteidigungsminister de Maizière (CDU) sprach von einem “feigen, anonymen Sprengstoffanschlag“.
Bei einem Sprengstoffanschlag auf eine Patrouille der Bundeswehr ist am Mittwoch in Nordafghanistan ein deutscher Soldat getötet worden. Bei dem Anschlag 14 Kilometer nordwestlich des Regionalen Wiederaufbauteams (PRT) Kundus seien am Vormittag zudem ein deutscher Soldat leicht und ein afghanischer Dolmetscher mittelschwer verletzt worden, sagte Generalinspekteur Volker Wieker bei einer Pressekonferenz in Berlin.
Nach Angaben von Wieker ereignete sich der Anschlag um 10.04 Uhr (Ortszeit, 07.34 Uhr MESZ) während einer Patrouillenfahrt. Die Bundeswehr gehe derzeit von zwei selbstgebauten Sprengsätzen aus. Durch die Explosion sei unter anderem ein Fuchs-Truppentransporter beschädigt worden. Die Verletzten seien per Helikopter ins Rettungszentrum Kundus gebracht worden, wo sie um 11 Uhr eintrafen. Angaben zu dem Dienstgrad oder dem Truppenstandort der Opfer wollte Wieker aus Rücksicht auf die Angehörigen zunächst nicht machen.
"Eskalation": Fahrzeug mit Warnschüssen gestoppt
Nach dem Anschlag seien zusätzliche Kräfte an den Ort des Anschlags geschickt worden, sagte Wieker. Dabei sei es zu einer "Eskalation" gekommen, als ein Fahrzeug schnell auf die Soldaten zufuhr. Es habe erst durch die Abgabe von Warnschüssen gestoppt werden können. Die beschädigten Fahrzeuge müssten noch geborgen werden.
Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) sprach von einem "feigen, anonymen Sprengstoffanschlag", der einen "jungen Mann aus dem Leben gerissen" habe. Der Anschlag zeige, dass es trotz guter Ausrüstung und Ausbildung keinen hundertprozentigen Schutz gebe.
Zuletzt war Mitte Februar eine Attacke auf die Bundeswehr für die Deutschen tödlich verlaufen. Damals hatte in der nordafghanischen Provinz Baghlan ein afghanischer Soldat im Außenposten OP North bei Pol-e Khomri gezielt auf die Bundeswehr geschossen.
"Tod und Verwundung sind ständige Begleiter"
Der Deutsche Bundeswehrverband erklärte, der jüngste tragische Vorfall mache deutlich, dass der Beruf des Soldaten mit keinem anderen zu vergleichen sei. "Tod und Verwundung sind die ständigen Begleiter", sagte Verbandschef Ulrich Kirsch. Der Einsatz des eigenen Lebens sei Voraussetzung für die erfolgreiche Erfüllung der Aufträge des Bundestages. Dazu gehöre übrigens auch die Pflicht, im Gefecht Gegner zu bekämpfen und auch töten zu müssen. "All das gerät in unserer Gesellschaft leider zu oft aus dem Blickfeld." Er fügte hinzu, der Staat stehe auch aus diesem Grunde in einer besonderen Verantwortung und Fürsorgeverpflichtung gegenüber allen Soldaten.
FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle verurteilte den "feigen Anschlag". Er erklärte: "Mit unseren Gedanken sind wir bei den Hinterbliebenen und Kameraden des gefallenen Soldaten." Die FDP bringe den Soldaten für ihren Einsatz in Afghanistan großen Respekt entgegen.
Linke forderte das Ende des Einsatzes in Afghanistan
Die Grünen-Fraktionschefs Renate Künast und Jürgen Trittin äußerten sich "entsetzt und traurig". "Diese hinterhältige und abscheuliche Tat verurteilen wir auf das Schärfste." Leider beweise dieser Vorfall erneut, in welch schwierigem Einsatz sich die Soldaten der Bundeswehr befänden, bei dem sie Leib und Leben jeden Tag aufs Spiel setzten.
Die Linke forderte das Ende des Einsatzes in Afghanistan. Fraktionschef Gregor Gysi verurteilte den Anschlag und sagte, der Angriff führe noch einmal vor Augen, dass der Krieg die Lage in Afghanistan um keinen Deut verbessert habe. "Im Gegenteil: Es ist höchste Zeit, diesen Krieg zu beenden und die Bundeswehr unverzüglich aus Afghanistan abzuziehen." Wer Frieden für Afghanistan wolle, müsse den Weg für Friedensverhandlungen freimachen. (afp/dapd)