Kabul. . 1500 Menschen sind vor ein Bundeswehrlager in Afghanistan gezogen, um dort gegen einen Angriff der Nato zu protestieren. Dabei kam es zu heftigen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Es gab Tote und Verletzte.
Bei heftigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei vor einem kleinen Bundeswehr-Lager in Nordafghanistan sind am Mittwoch mindestens elf Menschen getötet worden. Die Kundgebung in der nordafghanischen Stadt Talokan in der Provinz Tachar richtete sich gegen einen Nato-Angriff in der Region, bei dem es wenige Stunden zuvor vier Tote gab. Zum Hergang dieses Angriffs gab es widersprüchliche Angaben.
Die rund 1.500 Demonstranten in Talokan riefen Schmährufe gegen die USA und Präsident Hamid Karsai. „Tod Karsai! Tod den USA!“ hieß es. Die Proteste wurden dann gewalttätig, als einige Demonstranten begannen. Läden zu plündern und Steine auf den Bundeswehr-Posten zu werfen. Es waren dann Schüsse zu hören. Ein Arzt erklärte, die getöteten Demonstranten hätten Schusswunden gehabt. Mehr als 50 Menschen seien verletzt worden, darunter auch einige Polizisten, erklärte die Provinzregierung. Talokan liegt an der Straße nach Faisabad, wo die Bundeswehr einen großen Stützpunkt unterhält.
Widersprüche zu Nato-Einsatz
Die Demonstranten in Talokan warfen der Nato vor, vier Zivilisten getötet zu haben, zwei Männer und zwei Frauen. Ihre Leichen wurden die Straßen der Stadt getragen. Die Nato erklärte hingegen, bei dem Einsatz, der gemeinsam mit afghanischen Einheiten durchgeführt worden sei, seinen vier Aufständische getötet worden, zwei weitere seien festgenommen worden. Man habe darauf geachtet, dass keine Zivilisten zu Schaden kommen. Die Aktion habe sich gegen Kämpfer der Islamischen Bewegung von Usbekistan gerichtet, die im Norden Afghanistans sehr einflussreich ist.
Gouverneur Abdul Dschabar Takwa erklärte, er sei über den Angriff nicht informiert worden. Es sei eine einseitige Aktion der Nato gewesen. Dem widersprach die Nato. Der Gouverneur sei vor dem Angriff informiert worden. Die Getöteten hätten Waffen gehabt und versucht, auf die Soldaten zu schießen. (dapd)