Düsseldorf. . 240 Kilogramm Lebensmittel wirft jeder Deutsche im Jahr weg. Auf einem internationalen Kongress in Düsseldorf beraten Verteter der Lebensmittel- und Verpackungsindustrie, wie man das ändern kann. Eine Lösung: die gute, alte Konservendose.
Die Zahlen vorab: Alle drei Sekunden stirbt auf der Welt ein Mensch an Hunger, mehr als die Hälfte dieser 8,8 Millionen Toten jährlich sind Kinder. Jeder Siebte auf der Erde hungert, eine Milliarde Menschen. Marion Aberle ist Sprecherin der Welthungerhilfe und bringt die Themen zusammen: „Es werden jeden Tag so viele Lebensmittel in den reichen Ländern weggeworfen wie im gesamten Afrika unterhalb der Sahara produziert werden. Es geht jetzt natürlich nicht darum, Joghurtbecher nach Afrika zu transportieren, sondern wir müssen vor Ort den Bauern faire Bedingungen schaffen, damit sie die Bevölkerung ernähren können.“
Auch beim internationalen Kongress "Save Food" in Düsseldorf geht es darum, wie weniger Lebensmittel weggeworfen werden können: Da ist sie also wieder, die gute alte Konserve. Einen mannshohen Turm aus roten Dosen in verschiedensten Größen hat die Initiative „Dosenköche“ im Pavillon auf der Messe Düsseldorf aufgebaut. Deutlich zeigt der Zusammenschluss von Herstellern aus der Lebensmittel- und Verpackungsindustrie im Rahmen der Messe „interpack“, wie seine Lösung aussieht: frisches Essen, frisch verpackt in Dosen. „Dadurch, dass wir letztlich die Ware vor dem Verderb schützen, können wir einen Beitrag dazu leisten, dass abgelaufene oder verdorbene Lebensmittel nicht weggeworfen werden“, wie Claudia Fröhlich, Sprecherin der Initiative „Dosenköche“, erklärt.
NRW gründet Runden Tisch
Die Dose ist nicht die Lösung, aber sicherlich ein Ansatz, um die Zahl von rund 240 Kilogramm Lebensmitteln, die jeder Deutscher jährlich wegwirft, zu reduzieren. Denn auf dem internationalen Kongress stehen neben dem Thema Verpackung auch die Ernährung und Nachhaltigkeit auf der Agenda. Und mehr noch: Man will Impulse setzen, die Menschen zum Umdenken bewegen, sie aufmerksam machen. So wie der Kölner Dokumentarfilmer Valentin Thurn.
Er stellte vor dem Fachpublikum seinen Film „Taste the Waste – Frisch in die Tonne“ vor, der ab September die Verschwendung von Lebensmitteln in den Kinos einem breiten Publikum zeigt. „Die Menschen müssen Lebensmittel wieder mehr schätzen“, sagt Thurn. Ein Punkt, an dem auch Johannes Remmel, NRW-Minister für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz ansetzt. „Ich erinnere mich noch an meine Eltern, die mit dem Kopf geschüttelt haben, wenn ich mit meinem Pausenbrot nach Hause kam und es in den Müll geworfen werden musste“, so Remmel. Heute störe es niemanden, wenn Lebensmitteln dort landen. Und das sei fatal.
Kaufen im Übermaß
„Wir brauchen dringend eine neue Wertschätzung von Lebensmitteln“, sagt Remmel. Denn wer Lebensmittel vernichtet, vernichte damit nicht nur die Ware, sondern auch Boden, Wasser, Energie und die Arbeitskraft, mit der sie produziert wurden. Als erstes Bundesland habe man, so der Verbraucherschutzminister, daher in NRW einen Runden Tisch ins Leben gerufen, um zu überlegen, wie man das Problem von Tonnen weggeworfener Lebensmittel pro Jahr wieder in den Griff bekommt.
Doch warum werfen die Menschen eigentlich die Grundlage ihres Lebens, die Nahrung, weg? Stephan Grünewald, Geschäftsführer des Instituts für qualitative Markt- und Medienanalyse „rheingold“ aus Köln, hat dazu eine eigene Theorie. „Der Mensch kauft nicht nach Bedarf, er kauft nach Stimmung“, so Grünewald. Wer zum Beispiel als besonders gesundheitsbewusst gelten möchte, greife gern zu probiotischen Joghurts. „Und zwar im Übermaß. Das Gekaufte kann dann oftmals gar nicht konsumiert werden und landet folglich im Abfall“, so Grünewald. Auch das Überangebot überfordere oft die Kunden, so dass mehr eingekauft, als tatsächlich verzehrt wird.
Damit nicht 20 Prozent der eingekauften Lebensmittel im Müll landen, gilt es für Verbraucher, einige Regeln zu beachten. Drei wichtige Tipps: nicht hungrig einkaufen gehen, vor dem Einkauf in den Kühlschrank und Tiefkühler sehen – und den guten alten Einkaufszettel verwenden. Dann kommt nicht mehr in den Einkaufswagen als notwendig.