Hamburg. . Der Handel rechnet in den nächsten Monaten mit einer Verteuerung von mehr als zwei Prozent, ein Edeka-Sprecher spricht von einer „substanziellen Inflation“. Eine vierköpfige Familie dürfte im Monat bis zu zehn Euro mehr bezahlen.
Die Preise an der Tankstelle und im Supermarkt steigen so stark wie seit zweieinhalb Jahren nicht mehr - und die Verbraucher bekommen das zu spüren. Die Lebenshaltungskosten zogen im April laut einer vorläufigen Berechnung des Statistischen Bundesamts im Vergleich zum Vorjahresmonat um 2,4 Prozent an. Zugleich warnte Deutschlands größer Lebensmittelhändler Edeka am Mittwoch vor spürbaren Preissteigerungen bei Lebensmitteln. Die Jahre niedriger Kosten für Essen und Trinken sind demnach vorbei.
Edeka spüre "eine substanzielle Inflation" in seinem Sortiment, sagte der für den Einkauf zuständige Vorstand Gert Schambach in Hamburg bei der Vorstellung der Bilanz. "Es wird eine Teuerung geben, gar keine Frage", sagte Schambach. Bei einer vierköpfigen Familie mit monatlichen Lebensmittelausgaben von 500 Euro würde die Preisanhebung von zwei Prozent zehn Euro zusätzlich im Monat bedeuten.
Der Supermarkt-Gigant mit seinen 7700 Läden spürt schon jetzt erste Reaktionen der Kunden: Das Umsatzwachstum komme derzeit vor allem von den Eigenmarken, die üblicherweise billiger sind als die Markenprodukte. "Außerdem läuft heute viel über Sonderangebote", sagte Schambach. Allerdings legten die vergleichsweise teuren Edeka-Märkte 2010 bei Umsatz und Gewinn noch einmal zu.
Edeka und die dazugehörige Discountkette Netto steigerten 2010 den Umsatz um 3,4 Prozent auf 43,5 Milliarden Euro. Für das laufende Jahr peilt die Supermarktkette ein Wachstum von drei Prozent an. Die Umsatzrendite der Edeka-Läden stieg von 4,06 Prozent auf 4,16 Prozent.
Heizöl kostet ein Viertel mehr als vor einem Jahr
Zuletzt hatte die Inflation im Oktober 2008 bei 2,4 Prozent gelegen. Im März hatte die Jahresteuerung noch 2,1 Prozent betragen. Die Europäische Zentralbank spricht nur bis zu einem Wert von maximal 2,0 Prozent von Preisstabilität. Binnen eines Monats legten die Lebenshaltungskosten um 0,2 Prozent zu. Die vorläufigen Angaben des Statistikamts beruhen auf den Berechnungen aus ausgewählten Bundesländern. Die endgültigen Ergebnisse für April werden am 11. Mai veröffentlicht.
Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen stiegen die Verbraucherpreise um 2,5 Prozent. Die Preise für Heizöl zogen binnen eines Jahres um 26,4 Prozent an. Auch Speisefette und -öle (plus 18,0 Prozent) sowie Sprit (plus 10,4 Prozent) wurden erheblich teurer. Billiger als im April 2010 waren hingegen Frischgemüse (minus 13,8 Prozent) und Telefone (minus 8,9 Prozent).
In Bayern betrug die Jahresinflation ebenfalls 2,5 Prozent. Auch hier - wie in anderen Bundesländern - trugen vor allem Sprit und Heizöl zu dem starken Anstieg bei. (dapd)