Berlin/Rostock. . In Berlin wächst der Widerstand gegen den neuen Euro-Rettungsschirm. Bis zu 40 Abgeordnete von Union und FDP erwägen offenbar, im Herbst bei der Abstimmung im Bundestag über die Milliarden-Hilfen für in Not geratene Euro-Länder mit Nein zu stimmen.
In der Berliner Koalition wächst der Widerstand gegen den neuen Euro-Rettungsschirm. Bis zu 40 Abgeordnete von Union und FDP, so der FDP-Bundestagsabgeordnete Frank Schäffler, erwägen offenbar, im Herbst bei der Abstimmung im Bundestag über milliardenschwere Hilfen für in Finanznot geratene Euro-Länder mit Nein zu stimmen. In dem Fall stünde Kanzlerin Angela Merkel ohne eigene Mehrheit da.
Vor allem die FDP pocht auf strengere Auflagen und ein Veto-Recht für den Bundestag. „Das deutsche Parlament hat das Haushaltsrecht als Königsrecht“, sagte der neue Fraktionsvorsitzende Rainer Brüderle auf dem Parteitag in Rostock. Die FDP-Führung will mit dieser Botschaft Teile der eigenen Reihen besänftigen, die den Euro-Rettungsschirm (ESM) komplett ablehnen.
17 Euro-Regierungen verhandeln
Der ESM soll ab 2013 den derzeitigen Rettungsschirm ersetzen. Es handelt sich dabei um einen Fonds von 700 Milliarden Euro. 80 Milliarden Euro – davon entfallen knapp 22 Milliarden auf Deutschland – müssen die EU-Mitgliedsländer bar einzahlen. Die 17 Euro-Regierungen verhandeln derzeit über einen völkerrechtlichen Vertrag zum ESM, dem dann der Bundestag zustimmen muss.
„Der Rettungsschirm bringt gar nichts. Er verschärft nur die Verschuldungskrise in Europa. Irgendwann wird das auch uns erreichen“, erklärte Frank Schäffler der WAZ. Der Finanzexperte ist Wortführer jener Liberalen, die in Rostock einen Antrag durchsetzen wollen, der den Ausstieg aus dem Rettungsschirm-Modell vorsieht. Stattdessen befürworten sie ein geordnetes Insolvenzverfahren für hoch verschuldete Länder wie Griechenland. „Außerdem müsste ein geordneter Austritt aus der Gemeinschaftswährung ermöglicht werden“, so Schäffler.
Auch CDU-Haushaltsexperte Klaus-Peter Willsch gehört zu den Skeptikern: „Ich werde dem nicht zustimmen.“ Er wisse „von etlichen Abgeordneten in der Union, die schwer mit sich zu Rate gehen“. Dazu gehört auch Christian Hirte, der am Donnerstag im Bundestag gegen Milliardenhilfen für Portugal votierte. „Ich kann noch nicht abschließend sagen, ob ich zustimmen oder ablehnen werde“, so Hirte.