Rom. . Erneut sind Hunderte Flüchtlinge aus Libyen auf der italienischen Insel Lampedusa gestrandet. Bei der gefährlichen Fahrt übers Mittelmehr sind nach Angaben der Vereinten Nationen bisher bis zum 1200 Menschen ums Leben gekommen.

Auf Lampedusa sind am Freitag erneut hunderte Flüchtlinge aus Libyen angekommen. Nach Angaben der italienischen Küstenwache erreichten drei Schiffe mit insgesamt fast 600 Menschen an Bord die Mittelmeerinsel. Auf dem Meer sei außerdem ein in Seenot geratenes Boot mit etwa 200 Flüchtlingen aufgegriffen worden, das nach Lampedusa begleitet werde. Ein fünftes Schiff mit rund 500 Menschen befinde sich ebenfalls auf dem Weg zu der Insel.

„Bis zum Abend rechnen wir mit etwa 2000 Migranten“, sagte ein Vertreter der italienischen Gesundheitsbehörden der Nachrichtenagentur Ansa. „Sie sind müde, erschöpft und durstig, haben einige blaue Flecken, aber in der Regel keine schlimmen Krankheiten“, fügte er hinzu. Auf Lampedusa kommen seit dem Beginn des Konflikts zwischen Libyens Machthaber Muammar el Gaddafi und den von der NATO unterstützten Rebellen fast täglich Flüchtlinge aus dem nordafrikanischen Land an. Sie werden von dort in Aufnahmelager auf dem Festland gebracht.

Besatzung von zwei Schiffen soll Flüchtlingen nicht geholfen haben

Bei den gefährlichen Fahrten über das Mittelmeer starben oder verschwanden nach einer neuen Einschätzung des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen bislang bis zu 1200 Flüchtlinge. Erst jüngst habe die Organisation die Information erhalten, dass ein Schiff mit mehr als 70 Menschen an Bord Ende März in Seenot geraten, von den Besatzungen kreuzender unidentifizierter Kriegsschiffe aber nicht gerettet worden sei, sagte eine Sprecherin. Ein Überlebender habe berichtet, dass die meisten der Flüchtlinge gestorben seien.

Mindestens zweimal fuhren demnach Schiffe an dem zwölf Meter langen Boot vorbei. Eines habe gar nicht reagiert, ein zweites Fotos gemacht. Einmal kam den Angaben zufolge ein Helikopter zu dem Boot und warf Nahrungsmittel ab. Als das Trinkwasser ausgegangen sei, hätten die Menschen Meerwasser oder ihren eigenen Urin getrunken. Als es keine Lebensmittel mehr gegeben habe, hätten sie Zahnpasta gegessen. Insgesamt erreichten der Sprecherin zufolge bisher etwa 12.000 Flüchtlinge Lampedusa und Malta. (afp)