Berlin. Die Union kann ein wenig aufatmen: In der Wählergunst legt sie laut einer aktuellen Umfrage zu. Die Sozialdemokraten müssen dagegen Verluste hinnehmen. Dass sie Thilo Sarrazin nicht aus der Partei geworfen haben, finden viele Bürger dagegen richtig.

Die Union hat sich dem aktuellen ZDF-Politbarometer zufolge in der Wählergunst leicht verbessert. Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, käme die CDU/CSU auf 35 Prozent und würde sich damit um einen Punkt im Vergleich zur Umfrage im Vormonat verbessern, heißt es in der am Freitag vom ZDF veröffentlichten Umfrage. Die SPD verschlechtert sich um einen Punkt und kommt auf 26 Prozent.

Damit hätten SPD und Grüne weiter eine parlamentarische Mehrheit. Die FDP verharrt bei nur vier Prozent und würde damit den Wiedereinzug in den Bundestag verpassen. Die Linke kommt erneut auf sieben Prozent.

Die Entscheidung der SPD, Thilo Sarrazin nicht aus der Partei auszuschließen, hält eine Mehrheit der Deutschen für richtig. Nur 35 Prozent sind der Ansicht, die SPD hätte Sarrazin „besser wie ursprünglich angekündigt aus der Partei ausgeschlossen“. 54 Prozent sind nicht dieser Ansicht. Nur 26 Prozent der Deutschen finden, die SPD habe „überzeugende Führungspersönlichkeiten an der Spitze“. 71 Prozent sind nicht dieser Meinung. Nur 22 Prozent finden, die SPD sei „eine Partei, bei der man genau weiß, wofür sie steht.“ 75 Prozent finden dies nicht.

Steinmeier beliebter als Merkel

Die Liste der zehn wichtigsten Politiker wird dennoch weiter von SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier eingeführt. Er erhält bei der Einschätzung nach Sympathie und Leistung auf einer Skala von plus fünf bis minus fünf einen unveränderten Durchschnittswert von 1,2. Auf Platz zwei liegt Bundeskanzlerin Angela Merkel mit 1,1 gefolgt von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (beide CDU) mit 0,7. Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) kommt ebenfalls auf einen Wert von 0,7.

Sarrazins Sprüche

Mit seinen Äußerungen provoziert Bundesbank-Chef Thilo Sarrazin immer wieder die Öffentlichkeit - DerWesten dokumentiert zwölf seiner streitbaren Zitate.
Mit seinen Äußerungen provoziert Bundesbank-Chef Thilo Sarrazin immer wieder die Öffentlichkeit - DerWesten dokumentiert zwölf seiner streitbaren Zitate. © ddp
Februar 2002 über Berliner Beamte:
Februar 2002 über Berliner Beamte: "Die Beamten laufen bleich und übelriechend herum, weil die Arbeitsbelastung so hoch ist." © ddp
November 2002 zur Debatte über höhere Kita-Gebühren:
November 2002 zur Debatte über höhere Kita-Gebühren: "Es wird ja so getan, als ob der Senat die Kinder ins Konzentrationslager schicken wollte." © ddp
März 2002 zum Berliner Stadtbild:
März 2002 zum Berliner Stadtbild: "Nirgendwo schlurfen so viele Menschen in Trainingsanzügen durch die Straßen wie in Berlin."
November 2003 über Studenten, die sein Berliner Büro besetzten:
November 2003 über Studenten, die sein Berliner Büro besetzten: "Ihr seid alle Arschlöcher." © REUTERS
Januar 2005 zur geplanten Länderfusion:
Januar 2005 zur geplanten Länderfusion: "Das vereinte Land Berlin-Brandenburg ist natürlich immer eine Stadt Berlin mit angeschlossener landwirtschaftlicher Fläche." © ddp
August 2006 zur Berliner Finanzlage:
August 2006 zur Berliner Finanzlage: "Lassen Sie mich mal so sagen: Der Schutt ist abgeräumt. Wir leben nicht mehr im Jahr 1945, sondern wir leben im Jahr 1947." © ddp
Februar 2008 zum Thema Schwarzarbeit:
Februar 2008 zum Thema Schwarzarbeit: "Ehe jetzt einer im 20. Stock sitzt und den ganzen Tag nur fernsieht, bin ich schon fast erleichtert, wenn er ein bisschen schwarz arbeitet." © AP
Februar 2008 zu seinem Speiseplan für
Februar 2008 zu seinem Speiseplan für "Hartz IV"-Empfänger: Für 4,25 Euro könne man sich "vollständig, gesund und wertstoffreich ernähren". Auf Kritik konterte er: "Wenn man sich das anschaut, ist das kleinste Problem von "Hartz IV"-Empfängern das Untergewicht." © imago stock&people
Februar 2008 zum Berliner Bildungssystem:
Februar 2008 zum Berliner Bildungssystem: "Bayerische Schüler können aber mehr ohne Abschluss als unsere in Berlin mit Abschluss." © AP
Juni 2008 zur Mindestlohn-Debatte:
Juni 2008 zur Mindestlohn-Debatte: "Für fünf Euro würde ich jederzeit arbeiten gehen. Das wären 40 Euro pro Tag." © imago stock&people
September 2009 in der Zeitschrift
September 2009 in der Zeitschrift "Lettre International": "Ich muss niemanden anerkennen, der vom Staat lebt, diesen Staat ablehnt, für die Ausbildung seiner Kinder nicht vernünftig sorgt und ständig neue kleine Kopftuchmädchen produziert." © ddp
Ebenfalls dort:
Ebenfalls dort: "Je niedriger die Schicht, desto höher die Geburtenrate. Die Araber und die Türken haben einen zwei- bis dreimal höheren Anteil an Geburten, als es ihrem Bevölkerungsanteil entspricht." © ddp
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Weiter: "Große Teile sind weder integrationswillig noch integrationsfähig. Die Lösung dieses Problems kann nur heißen: Kein Zuzug mehr, und wer heiraten will, sollte dies im Ausland tun." © REUTERS
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Danach kommt SPD-Chef Sigmar Gabriel mit 0,3 und Grünen-Fraktionschefin Renate Künast mit 0,3. Jeweils mit 0,0 bewertet werden Grünen-Chefin Claudia Roth und der Fraktionsvorsitzende Jürgen Trittin. Der designierte FDP-Chef, Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler, kommt auf minus 0,3. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) wird mit minus 1,6 weiterhin tief im Negativbereich der Skala verortet.

Die Erwartungen an Rösler, der auf dem Rostocker Parteitag in der kommenden Woche zum FDP-Vorsitzenden gewählt werden soll, fallen eher zurückhaltend aus: Nur 30 Prozent glauben, dass er seine Sache besser machen wird als der bisherige Vorsitzende Guido Westerwelle. Elf Prozent sind der Auffassung, er werde schlechtere Arbeit leisten, und 49 Prozent sehen keinen großen Unterschied. (afp/rtr/ap)