Waltrop. .
Dem 60-jährigen Lokomotivführer Dieter Wirdeier gehen die Querelen in der SPD um Thilo Sarrazins Ausschluss und die Integrationspolitik zu weit. Nun gab er sein Parteibuch zurück und orientierte sich politisch neu.
Jetzt ist Dieter Wirdeier ein Grüner und hofft so zur Integration beitragen zu können.
Warum sind sie 1999 in die SPD eingetreten und nicht in eine andere Partei?
Wirdeier: Damals hatte die SPD noch eine soziale Linie, die klar zu erkennen war. Aus diesem Grund und weil ich mich schon damals für meine Mitmenschen interessiert habe, kamen die anderen Parteien für mich nicht in Frage.
Wann haben sie die Entscheidung über den Austritt für sich beschlossen – und wann öffentlich gemacht?
Ich habe es schon vor Wochen in den Parteivorstand gebracht und dem Bundestagsabgeordneten erzählt: wenn Thilo Sarrazin bleibt, dann gehe ich. Dann musste ich auch konsequent bleiben als die Schiedskommission entschied, dass Sarrazin bleiben darf. Diese Halbherzigkeit in der Integrationspolitik hat schon lange Störgefühle bei mir ausgelöst.
Warum hat grade die Person Thilo Sarrazin für ihren Austritt gesorgt?
Seine Aussprüche haben mich wirklich auf die Palme gebracht. Es geht nicht nur unbedingt um das Buch, sondern ich lebe in einer Stadt mit mindesteins 45 Geschäften, die von Menschen mit Migrationshintergrund betrieben werden. Wenn ich an eine Stadt ohne Pizza, Döner und Eis denke und dann die Sprüche von Sarrazin höre, kann ich nur den Kopf schütteln.
Sie haben viele türkische Freunde und sind selbst in einem Moschee-Verein aktiv. Hat man Verständnis für ihren Schritt und was erwarten sie jetzt von der Politik?
In der Gemeinde ist mein Entschluss sehr positiv aufgefasst worden. Wir hoffen jetzt, dass sich die Politik bei der Integrationspolitik bewegt und nicht nur Theater spielen will.