Berlin. . Die Linkspartei wünscht sich Lafontaine zurück. Nicht nur NRW-Chef Zimmermann hofft auf eine aktivere Rolle ds Ex-Parteichefs. Auch Sahra Wagenknecht plädiert für seine Rückkehr. Lafontaine sei vor allem im Westen eine Integrationsfigur der Linken.

Der Fraktionsvorsitzende der Linken im NRW-Landtag, Wolfgang Zimmermann, kann sich eine aktivere Rolle von Ex-Parteichef Oskar Lafontaine vorstellen. "Wir in NRW haben immer gesagt, dass wir es begrüßen, wenn Oskar sich wieder stärker einbringt", sagte Zimmermann am Mittwoch auf dapd-Anfrage in Düsseldorf. Lafontaines "politisch-inhaltliche" Interventionen seien gut für die Linke.

Auch Linksfraktionschef Gregor Gysi hat die Debatte um eine mögliche Rückkehr Lafontaines an die Parteispitze weiter angeheizt. Derzeit habe der ehemalige Linke-Vorsitzende zwar nicht die Absicht, wieder eine größere Rolle zu übernehmen, sagte Gysi am Mittwoch in Berlin. „Aber ich denke, wenn es eine Notsituation gibt, kann er sich eine Rückkehr vorstellen.“ Worin eine solche „Notsituation“ bestehen könnte, wollte Gysi nicht ausführen.

Auch Sahra Wagenknecht, stellvertretende Linke-Vorsitzende, befürwortet eine Rückkehr Lafontaines in die Bundespolitik. „Es wäre für die Partei ein großer Gewinn, wenn sich Oskar Lafontaine wieder mehr auf bundespolitischer Ebene einbringen würde“, sagte Wagenknecht der „Bild“-Zeitung.

Wagenknecht warnt vor Kurswechsel der Linken

Der frühere Parteichef sei vor allem im Westen eine Integrationsfigur der Linken und habe für Wahlerfolge gesorgt, sagte Wagenknecht. Sie warnte zugleich von einem Kurswechsel der Linken: „Wir müssen auf dem Erfolgskurs von Lafontaine weitergehen. Einen Weg zurück zur PDS, wie ihn manche gerne hätten, darf es nicht geben.“

Momente mit Lafontaine

Am 16. September 1943 wird Oskar Lafontaine als Zwillingskind des Bäckers Hans Lafontaine und seiner Frau Katharina, geborene Ferner, in Saarlouis-Roden geboren. Die Aufnahme zeigt ihn 1982 mit Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt.
Am 16. September 1943 wird Oskar Lafontaine als Zwillingskind des Bäckers Hans Lafontaine und seiner Frau Katharina, geborene Ferner, in Saarlouis-Roden geboren. Die Aufnahme zeigt ihn 1982 mit Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt.
Von 1962 bis 1969 studiert Lafontaine Physik an den Universitäten Bonn und Saarbrücken und schließt als Diplomphysiker ab. Die Aufnahme zeigt ihn 1985 in seinem Büro.
Von 1962 bis 1969 studiert Lafontaine Physik an den Universitäten Bonn und Saarbrücken und schließt als Diplomphysiker ab. Die Aufnahme zeigt ihn 1985 in seinem Büro.
1966 tritt er in die SPD ein, wird '68 Mitglied im Landesvorstand der saarländischen SPD. 
Im Bild: Unter Führung von Lafontaine erreicht die SPD bei der Landtagswahl die absolute Mehrheit. Am 9. April wird Lafontaine Ministerpräsident im Saarland.
1966 tritt er in die SPD ein, wird '68 Mitglied im Landesvorstand der saarländischen SPD. Im Bild: Unter Führung von Lafontaine erreicht die SPD bei der Landtagswahl die absolute Mehrheit. Am 9. April wird Lafontaine Ministerpräsident im Saarland.
Im Mai 1987 mit Günter Grass.
Im Mai 1987 mit Günter Grass.
Lafontaine (links) im Juni 1988 mit Henning Voscherau (Mitte, SPD-Fraktionsvorsitzender Senat Hamburg) und Björn Engholm (SPD-Fraktionsvorsitzender Schleswig-Holstein). Bis 1995 ist Oskar Lafontaine saarländischer Ministerpräsident.
Lafontaine (links) im Juni 1988 mit Henning Voscherau (Mitte, SPD-Fraktionsvorsitzender Senat Hamburg) und Björn Engholm (SPD-Fraktionsvorsitzender Schleswig-Holstein). Bis 1995 ist Oskar Lafontaine saarländischer Ministerpräsident.
Der Politiker 1989 während einer Rede. Zwei Jahre zuvor war Lafontaine neben dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Johannes Rau zweiter stellvertretender Parteivorsitzender der SPD und geschäftsführender Vorsitzender der Programmkommission geworden.
Der Politiker 1989 während einer Rede. Zwei Jahre zuvor war Lafontaine neben dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Johannes Rau zweiter stellvertretender Parteivorsitzender der SPD und geschäftsführender Vorsitzender der Programmkommission geworden.
Der Saarländer im Juni 1990 im Fußball-Trikot.
Der Saarländer im Juni 1990 im Fußball-Trikot.
Lafontaine zeigt 1990 neben Hans Jochen Vogel den Mittelfinger.
Lafontaine zeigt 1990 neben Hans Jochen Vogel den Mittelfinger.
Am 25. April 1990 wird der SPD-Vorsitzende bei einem Wahlkampfauftritt in Köln-Mülheim Opfer eines Attentates. Eine geistesgestörte Frau bringt ihm eine lebensgefährliche Stichwunde am Hals bei, von der sich Lafontaine schneller als erwartet wieder erholt. Schon im September wird er auf dem SPD-Vereinigungsparteitag in Berlin fast einstimmig zum Kanzlerkandidaten für die Wahl im September gewählt. Die Aufnahme zeigt ihn 1997.
Am 25. April 1990 wird der SPD-Vorsitzende bei einem Wahlkampfauftritt in Köln-Mülheim Opfer eines Attentates. Eine geistesgestörte Frau bringt ihm eine lebensgefährliche Stichwunde am Hals bei, von der sich Lafontaine schneller als erwartet wieder erholt. Schon im September wird er auf dem SPD-Vereinigungsparteitag in Berlin fast einstimmig zum Kanzlerkandidaten für die Wahl im September gewählt. Die Aufnahme zeigt ihn 1997.
1998 mit Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder in Bonn. Im Mai überträgt Schröder Lafontaine den Bereich der Finanz- und Europapolitik im Falle einer Regierungsübernahme. Zu der soll es noch im Oktober kommen. Nach dem Wahlsieg der SPD wird Lafontaine Finanzminister.
1998 mit Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder in Bonn. Im Mai überträgt Schröder Lafontaine den Bereich der Finanz- und Europapolitik im Falle einer Regierungsübernahme. Zu der soll es noch im Oktober kommen. Nach dem Wahlsieg der SPD wird Lafontaine Finanzminister.
Lafontaine 1998 nach der Wahl mit Koalitionspartner und Außenminister Joschka Fischer in Bonn.
Lafontaine 1998 nach der Wahl mit Koalitionspartner und Außenminister Joschka Fischer in Bonn.
Am 11. März 1999 erklärt Oskar Lafontaine zunächst ohne Angabe von Gründen den Rücktritt vom SPD-Vorsitz und vom Amt des Bundesfinanzministers. Drei Tage später folgt dann die Erklärung: Im Kabinett gebe es ein
Am 11. März 1999 erklärt Oskar Lafontaine zunächst ohne Angabe von Gründen den Rücktritt vom SPD-Vorsitz und vom Amt des Bundesfinanzministers. Drei Tage später folgt dann die Erklärung: Im Kabinett gebe es ein "schlechtes Mannschaftsspiel". Im Oktober veröffentlicht er die Schrift "Das Herz schlägt links". Darin legt er dann auch seine Gründe für den Rückzug aus dem politischen Leben dar. Die Veröffentlichung stößt auf heftige Kritik innerhalb und außerhalb der SPD. © ddp
Im Oktober 1999 mit Ehefrau Christa Müller, die bereits seine dritte Ehefrau ist. 1997 kam der gemeinsame Sohn Carl Maurice zur Welt.
Im Oktober 1999 mit Ehefrau Christa Müller, die bereits seine dritte Ehefrau ist. 1997 kam der gemeinsame Sohn Carl Maurice zur Welt.
2002 veröffentlicht Lafontaine das Buch
2002 veröffentlicht Lafontaine das Buch "Die Wut wächst: Politik braucht Prinzipien". Nur drei Jahre später tritt er aus der SPD aus.
Beginn einer neuen Ära: Auf dem Gründungsparteitag im Juni 2007 der Linken umarmen sich die beiden neu gewählten Vorsitzenden Lothar Bisky (r.) und Oskar Lafontaine (l.). Die neue Linke soll
Beginn einer neuen Ära: Auf dem Gründungsparteitag im Juni 2007 der Linken umarmen sich die beiden neu gewählten Vorsitzenden Lothar Bisky (r.) und Oskar Lafontaine (l.). Die neue Linke soll "Partei des Alltags" sein. Zum Neuanfang gehört auch Brandts Tradition: "Mehr Demokratie wagen". © ddp
Lafontaine im Januar 2008 im Studio von Maybrit Illner. An seiner Seite sind FDP-Vorsitzender Guido Westerwelle und Wirtschaftsexperte Michael Opoczynski.
Lafontaine im Januar 2008 im Studio von Maybrit Illner. An seiner Seite sind FDP-Vorsitzender Guido Westerwelle und Wirtschaftsexperte Michael Opoczynski.
Schelmisches Lächeln bei der Abschlusskundgebung im Wahlkampf in Hessen. Lafontaine im Januar 2008 in Frankfurt am Main.
Schelmisches Lächeln bei der Abschlusskundgebung im Wahlkampf in Hessen. Lafontaine im Januar 2008 in Frankfurt am Main. © imago stock&people
Skeptischer wird der Blick beim Bundeswahlparteitag in Berlin.
Skeptischer wird der Blick beim Bundeswahlparteitag in Berlin. © imago stock&people
2008 wählt der saarländische Landesverband der Partei Die Linke Lafontaine auf einem Landesparteitag...
2008 wählt der saarländische Landesverband der Partei Die Linke Lafontaine auf einem Landesparteitag... © imago stock&people
...zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2009.
...zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2009. © imago stock&people
Der Saarländer bei einer Rede im Superwahljahr 2009.
Der Saarländer bei einer Rede im Superwahljahr 2009. © AP
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Nachdem die Linke bei den Landtagswahlen sowohl in Rheinland-Pfalz als auch in Baden-Württemberg Ende März an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert war, hatte es Kritik an den beiden Vorsitzenden Gesine Lötzsch und Klaus Ernst gegeben. Gerüchte über eine mögliche Rückkehr Lafontaines auf die bundespolitische Bühne machten die Runde. Eine Rückkehr an die Parteispitze hatte er zuletzt zwar abgelehnt, sich aber zugleich optimistisch über seinen Gesundheitszustand geäußert.

Lafontaine hatte Rückkehr an Parteispitez zuletzt abgelehnt

Thüringens Linken-Fraktionschef Bodo Ramelow sprach sich gegen eine Rückkehr von Lafontaine an die Parteispitze aus. "Ich sehe dafür überhaupt keine Notwendigkeit, wir haben eine kräftig arbeitende Doppelspitze", sagte er zu "Spiegel Online". Er kritisierte zugleich die Äußerungen Gysis. Dieser "sollte jetzt keine neuen Personaldebatten vom Zaun brechen". Denn die jetzige Doppelspitze sei "Produkt seiner eigenen Arbeit". Er fügte hinzu: "Es gibt keine Notsituation in unserer Partei, deshalb stellt sich die Frage auch gar nicht."

Lafontaine war im vergangenen Jahr wegen einer Krebserkrankung von seinem Amt als Parteivorsitzender zurückgetreten. Er ist derzeit Fraktionsvorsitzender der Linken im saarländischen Landtag. Eine Rückkehr an die Parteispitze hatte er zuletzt zwar abgelehnt, sich aber zugleich optimistisch über seinen Gesundheitszustand geäußert. (dapd/afp)