Köln. . Ein deutliches Signal gegen die friedliche Nutzung der Atomkraft versprechen sich die Organisatoren mehrerer Großdemonstrationen am Wochenende. In Köln, Berlin, Hamburg und München erwarten sie zigtausende Teilnehmer.
Nach der Reaktorkatastrophe in Japan haben Atomkraftgegner und Umweltschützer für Samstag in mehreren deutschen Städten zu Großdemonstrationen aufgerufen. In Berlin, Hamburg, Köln und München will ein Bündnis aus verschiedenen Organisationen den sofortigen Ausstieg aus der Kernenergie und die Abschaltung aller Atomkraftwerke fordern. Unterstützt werden die Demonstrationen, zu denen die Veranstalter Zigtausende erwarten, von der evangelischen und katholischen Kirche, dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und Künstlern wie der Band „Wir sind Helden“.
Von den Protesten werde ein weiteres „deutliches Signal“ ausgehen, dass die Atomkraft in der deutschen Bevölkerung nicht mehr akzeptiert werde, erklärten die Initiatoren am Donnerstag. Die Reaktion der schwarz-gelben Bundesregierung auf das Reaktorunglück im japanischen Fukushima bezeichneten sie als „völlig unzureichend“. Dass Union und FDP ein dreimonatiges Moratorium verhängten sowie zwei Kommissionen zur Akw-Sicherheit und zur Ethik der Atomkraftnutzung einsetzten, seien nur „durchsichtige Beruhigungsversuche“.
Atomreaktoren beschädigt
In Fukushima waren bei der verheerenden Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe vom 11. März mehrere Atomreaktoren beschädigt worden. Es gab Explosionen und Brände, Radioaktivität trat aus. Experten versuchen derzeit, die Meiler in dem Kraftwerk mit Wasserkanonen zu kühlen und die weitere Überhitzung zu vermeiden.
Zu den Kundgebungen aufgerufen haben unter anderem die Anti-Atom-Initiative „Ausgestrahlt“, die Umweltschutzorganisationen BUND, Naturfreunde Deutschland und Robin Wood sowie die Kampagnennetzwerke Attac und Campact. Beteiligt sind auch regionale Initiativen wie die von den Castorprotesten bekannte Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg und die Arbeitgemeinschaft Schacht Konrad aus Niedersachsen.
Kirchen und Gewerkschaften
Unterstützung kommt unter anderem auch aus den Reihen der Kirchen und der Gewerkschaften. DGB-Bundesvorsitzender Michael Sommer will am Samstag bei der Demo in Berlin eine Rede halten. In Hamburg spricht unter anderem auch der ständige Vertreter des evangelischen Bischofs von Nordelbien, Propst Jürgen Bollmann. Vertreter der beiden christlichen Kirchen treten auch in Köln auf. In Berlin spielt die bekannte Band „Wir sind Helden“. Auch in den anderen Städten haben Musiker, Kabarettisten und weitere Künstler ihr Kommen zugesagt.
In den vergangenen Monaten hatte es in Deutschland bereits mehrfach große Demonstrationen gegen die Atomkraft gegeben. Im September hatten sich in Berlin rund 100.000 Menschen versammelt, im April 2010 nahmen etwa 120.000 Demonstranten an einer bundesweiten Menschenkette teil. Im vergangenen November protestierten zudem mehrere zehntausend Menschen im niedersächsischen Wendland gegen einen Castor-Transport ins Zwischenlager Gorleben.