Düsseldorf. . Der frühere NRW-Ministerpräsident Rüttgers hat offenbar eine neue Aufgabe gefunden. Er kandidiert als „Executiv-Direktor“ des europäischen Bahn-Verbandes. Rüttgers habe „herausragende Kontakte“, schwärmt ein Bahnsprecher.

„Zu Gazprom gehe ich nicht“, hatte Jürgen Rüttgers einmal geantwortet, als er wiederholt auf seine Zukunftspläne angesprochen wurde. Die ironische Bemerkung des früheren NRW-Ministerpräsidenten zielte auf die umstrittene Alterskarriere von Ex-Kanzler Gerhard Schröder (SPD) in Diensten des russischen Staatskonzerns. Nun zeichnet sich ab, dass Rüttgers vom kommenden Jahr an selbst unter die Lobbyisten gehen könnte – wenn auch in gebührendem Abstand zu seiner bisherigen politischen Arbeit.

Kein Abstellgleis

Der 59-jährige CDU-Politiker ist Kandidat der Deutschen Bahn AG für den Posten des Executiv-Direktors des Europäischen Bahn-Verbandes (CER) in Brüssel. Er könnte somit Nachfolger des ehemaligen Bahnchefs Johannes Ludewig werden, der seit 2002 die Interessen von mehr als 60 europäischen Unternehmen an den Schaltstellen der EU vertrat.

Ein Abstellgleis ist das gut dotierte Hauptamt keineswegs, denn bei der EU geht es um millionenschwere Weichenstellungen. Rüttgers muss allerdings zunächst am 3. Mai in der Generalversammlung des Lobby-Verbandes gegen vier Gegenkandidaten antreten. Vor allem der französischen Bahn SNCF werden Ambitionen auf die Besetzung des Postens mit einem Landsmann aus der Branche nachgesagt. Die Deutsche Bahn gibt sich indes sicher, mit Rüttgers und seinen „herausragenden Kontakten“ den richtigen Kandidaten durchsetzen zu können. Wie es im Zweifel mit seinem Landtagsmandat, seiner Lehrtätigkeit an der Universität Bonn oder dem Engagement in einer Düsseldorfer Anwaltskanzlei weiterginge, ließ Rüttgers noch offen.