Kabul. Die Taliban haben ein 28-minütiges Video mit einem Ende Juni in Afghanistan verschleppten US-Soldaten verbreitet. Der 23-Jährige wirkt verängstigt und fordert den Abzug der US-Truppen aus Afghanistan. Die USA bestätigten, dass das Video einen ihrer Soldaten zeigt.
Die Taliban haben die USA mit der Veröffentlichung eines 28-minütigen Videos von einem in Afghanistan verschleppten US-Soldaten provoziert. In dem am Wochenende auf mehreren Internet-Seiten veröffentlichten Video spricht der verängstigt wirkende junge Soldat unter anderem über seine Entführung Ende Juni und den Einsatz der US-Armee in Afghanistan. Die US-Armee bestätigte die Echtheit des Videos.
Das Video ist inzwischen auf zahlreichen Internet-Seiten zu sehen. Auf dem Video erscheint nur der Soldat mit glattrasiertem Kopf und einem kurzen Bart. Er trägt traditionelle afghanische Kleidung, trinkt Tee und beantwortet ihm gestellte Fragen. Er wirkt nervös und ängstlich. In einem Ausschnitt filmen die Entführer auch die Identifikationsmarke des Soldaten, auf der sein Name zu sehen ist.
"Wie ein Gast" behandelt
Der Soldat gibt sein Alter mit 23 Jahren an und sagt, er stamme aus dem US-Bundesstaat Idaho. Er sei außerhalb eines Militärlagers in der Provinz Paktika im Südosten Afghanistans entführt worden, als er den Anschluss an eine Patrouille verloren habe. «Ich habe Angst, nicht mehr nach Hause zurückkehren zu können», sagt der Entführte und bittet die USA, ihre Truppen aus Afghanistan abzuziehen. Die Taliban würden ihn «wie einen Gast» behandeln.
Über den Krieg in Afghanistan sagt er, die USA seien in ein «eigenständiges Land» eingefallen. Die US-Armee habe ihm und den anderen Soldaten klar gemacht, dass Opfer unter der afghanischen Zivilbevölkerung während des Krieges akzeptiert werden müssten und dass sie «nichts zählen» würden. Auch seien in Afghanistan mehr US-Soldaten ums Leben gekommen, als von Washington behauptet. Die Taliban seien «normale Menschen, die für ihren Glauben, ihre Religion und ihr Land» kämpften.
US-Militär bestätigt Identität
Ein Mann, der sich als lokaler Talibanführer ausgab, nahm Kontakt zu einem Reporter der Nachrichtenagentur AFP auf und sagte, der verschleppte Soldat sei inzwischen über die Grenze nach Pakistan gebracht worden. Die Angaben ließen sich allerdings nicht überprüfen. Auch in Pakistan sind die Taliban aktiv.
Ein Sprecher der US-Armee in Kabul bestätigte, dass es sich bei dem in dem Video gezeigten Mann um den am 30. Juni entführten Soldaten handle. Bislang machte die US-Armee keine Angaben zur Identität des Verschleppten. Die Verbreitung des Videos verurteilte der Sprecher scharf, der Soldat würde von den Taliban zu «Propagandazwecken» missbraucht. Die Koalitionstruppen würden alles in ihrer Macht stehende unternehmen, um den Soldaten unversehrt aus den Händen der Taliban zu befreien.
Anstieg der Gewalt in Afghanistan
Die US-Armee hatte am 2. Juli die Verschleppung des Soldaten bekanntgegeben, daraufhin bestätigten die Taliban die Entführung. Es handelt sich um die erste bekanntgewordene Entführung eines US-Soldaten in Afghanistan seit dem Beginn des Krieges 2001. Die Gewalt hat in Afghanistan in den vergangenen Wochen stark zugenommen.
Tausende Soldaten aus den USA, Großbritannien und Afghanistan kämpfen in einer Offensive im Süden des Landes gegen Aufständische. Ziel ist es, die Sicherheitslage vor den Präsidentschaftswahlen im August zu verbessern. (afp)