Essen/Berlin. . Die Bundeswehr verabschiedet den Ex-Minister. Der nutzt die Gelegenheit zu einer weiteren Kostprobe seiner Jugend und seines Andersseins.

Es war vorläufig die letzte große Inszenierung eine Politikers, der die Inszenierung liebt: Die Bundeswehr hat den scheidenden Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) vor dem Bendlerblock in Berlin mit einem Großen Zapfenstreich verabschiedet, er wünschte sich dazu das Stück „Smoke on the Water“ von Deep Purple.

Der Zapfenstreich ist ein steifes Streitkräfteritual, die Kapelle spielt Märsche, Kirchenlieder und die Nationalhymne. Außerdem darf sich der Verabschiedete etwas wünschen. „My way“ von Frank Sinatra wünschte sich Altkanzler Schröder 2005, den „St. Louis Blues“ wünschte sich 2010 Präsident Köhler.

„Smoke on the Water“ handelt vom Brand eines Kasinos am Genfer See im Jahr 1971 – ein Ereignis, das die Musiker von „Deep Purple“ so sehr beeindruckte, dass sie ein Lied darüber schrieben. Der Text ist belanglos, daher ist es schwierig, etwas über den Ex-Minister hinein zu interpretieren. In­teressant ist die Musik: Jenes weltberühmte Riff aus vier Quart-Zweiklängen, das jeder, dem man eine Gitarre in die Hand drückt, sofort spielen kann. Es wurde zur Ikone der Rock-Musik, steht beispielhaft für deren Schlichtheit und Rohheit. Weltweit formen Rock-Liebhaber die Hand zum „Pommesgabel“-Gruß und schütteln die Haare, wenn dieses Lied erklingt.

Warum Jura?

Dergleichen verbot sich eigentlich schon immer für Oberschichtensöhne wie Karl-Theodor zu Guttenberg, erst recht bei der Strammsteherei gestern Abend: Man kann der Auffassung sein, dass die Diskrepanz zwischen KTs Inszenierung und KTs Wirklichkeit nie so deutlich wurde wie hier. Und darf ruhig noch einmal die naheliegende, aber unbeantwortete Frage stellen: Wenn er wirklich so ein Rocker ist – warum dann Jura? CSU? Und diese Frisur?