Berlin. . Neue Internet-Enthüllung im Plagiatsfall Guttenberg: Der Ex-Verteidigungsminister soll selbst bei seinem Doktorvater gekupfert haben. Der hatte noch zu Wochenanfang betont, man habe Guttenbergs Täuschungsmanöver damals technisch nicht nachprüfen können.

Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) soll in seiner Dissertation auch bei seinem Doktorvater Peter Häberle ohne korrekte Quellenangaben abgeschrieben haben. In diesem Fall sei allerdings nicht der Fließtext kopiert worden, sondern die Literaturnachweise in den Fußnoten, hieß es am Mittwoch auf der Internetseite „Guttenplag Wiki“.

Guttenberg schrieb demnach 29 Mal aus dem Standardwerk „Europäische Verfassungslehre“ des emeritierten Bayreuther Jura-Professors Häberle ab und kopierte dabei 234 Zeilen. Damit gehöre die Arbeit des Doktorvaters zu den zehn am meisten kopierten Quellen.

Studenten zu Guttenberg

"Ich finde den Rücktritt übertrieben. Als Verteidigungsminister war er ja trotzdem gut. Es ist nicht in Ordnung, dass er sich jetzt zurückgezogen hat." Sarah Zielinski, 19, ist Praktikantin an der Uni-Bibliothek. © WAZ FotoPool
"Guttenberg hat in letzter Zeit viel Kritik einstecken müssen. Jetzt nimmt er sich und die Regierung aus der Schusslinie. Ich kann das gewissermaßen verstehen." Sebastian Steher, 27, studiert Bauingenieurwesen. © WAZ FotoPool
„Ich find’s sehr gut. Am Anfang dachte ich: Was soll die Aufregung? Es gibt schließlich wichtigere Sachen auf der Welt. Aber so wie er sich verhalten hat, machte das einfach kein gutes Bild. Er ist auch kein Vorbild mehr.“ Anika Rekers, 24, studiert Literatur- und Medienpraxis.
„Ich find’s sehr gut. Am Anfang dachte ich: Was soll die Aufregung? Es gibt schließlich wichtigere Sachen auf der Welt. Aber so wie er sich verhalten hat, machte das einfach kein gutes Bild. Er ist auch kein Vorbild mehr.“ Anika Rekers, 24, studiert Literatur- und Medienpraxis. © WAZ FotoPool
“Guttenberg ist zurückgetreten? Cool. Das ist die beste Nachricht des Tages. Die Stimmung, die in letzter Zeit besonders von den Medien erzeugt wurde, war schließlich doch sein Sargnagel.“
Philipp Albrecht, 28, studiert Politikwissenschaften.
“Guttenberg ist zurückgetreten? Cool. Das ist die beste Nachricht des Tages. Die Stimmung, die in letzter Zeit besonders von den Medien erzeugt wurde, war schließlich doch sein Sargnagel.“ Philipp Albrecht, 28, studiert Politikwissenschaften. © WAZ FotoPool
"Er hätte sogar schon vorher zurücktreten müssen. Dass er so lange gezögert hat, hat Frau Merkel ziemlich geschadet. Was er getan hat, macht man einfach nicht. Hätte er es sofort zugegeben, wäre es aber besser für ihn gewesen." Linda Ingendahl, 21, studiert Medizinische Biologie. © WAZ FotoPool
"Ich hab vor zwei Wochen das Ergebnis meiner Masterarbeit bekommen. Deswegen bin ich gerade sehr sensibel für dieses Thema. Es hat etwas mit Integrität zu tun. Und Personen, die so ein Amt innehaben, brauchen nun mal viel davon." Fabian Beeren, 29, studierte Sowi und Germanistik. © WAZ FotoPool
"Ich find das super! Ungestraft soll er nicht davon kommen. Es kann ja kein Versehen gewesen sein bei über 100 Seiten. Da zählt keine Ausrede mehr. Ich bin dafür, dass man ihm seine Pensionen streicht. Wir zahlen seine Rente!" Torsten Dreyer, 35, ist Datenverarbeitungstechniker. © WAZ FotoPool
"Mir ging dieser Skandal auf die Nerven. Er hat abgeschrieben, wurde erwischt und aus! So ist das nunmal." Katrin Honka, 22, studiert Biologie und Chemie auf Lehramt. © WAZ FotoPool
"Ich finde, dass man das losgelöst voneinander betrachten muss. Der Skandal hat nichts mit seiner Arbeit als Minister zu tun. Ich hätte es befürwortet, wenn er sein Amt weitergeführt hätte und bin negativ überrascht." Alexander Hippler, 23, ist Praktikant an der Uni-Bibliothek. © WAZ FotoPool
„Erst konnte ich das Aufsehen nicht verstehen. Jetzt bin ich enttäuscht, dass er sich nicht einmal entschuldigt hat. Ich müsste auch versuchen, eine Doktorarbeit nach bestem Wissen und Gewissen anfertigen.“ Antonia-Madeleine Garitz, 24, studiert Literatur- und Medienpraxis.
„Erst konnte ich das Aufsehen nicht verstehen. Jetzt bin ich enttäuscht, dass er sich nicht einmal entschuldigt hat. Ich müsste auch versuchen, eine Doktorarbeit nach bestem Wissen und Gewissen anfertigen.“ Antonia-Madeleine Garitz, 24, studiert Literatur- und Medienpraxis. © WAZ FotoPool
"Wir dürfen auch nicht kopieren. Sonst werden wir rausgeschmissen. Guttenberg hat sich blamiert. Sein Rücktritt ist die richtige Konsequenz." Viviane Caspert, 22, studiert Biologie und Chemie auf Lehramt. © WAZ FotoPool
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Fußnoten plagiiert

Literaturverweise in der Dissertation des wegen der Plagiatsvorwürfe zurückgetretenen CSU-Verteidigungsministers deckten sich mit Verweisen aus Häberles Buch. Oftmals seien mehrere Fußnoten aus dem 2006 in der vierten Auflage erschienenen Werk in Guttenbergs Arbeit zu einer Fußnote zusammengefasst worden. Durch die Übernahme der Fußnoten seines Doktorvaters enthielten der Anmerkungsap parat und das Literaturverzeichnis ohne weiteres Zutun Guttenbergs eine Vielzahl von Titeln, die Häberle womöglich für relevant und wichtig erachtet hatte.

Häberle und Zweitgutachter der Dissertation, Rudolf Streinz, hatten am Montag allein Guttenberg für das Einhalten der wissenschaftlichen Regeln bei der Erstellung seiner Doktorarbeit verantwortlich gemacht. Die Überprüfung von Dissertationen mit technischen Mitteln sei 2006 nicht üblich gewesen, schrieben die beiden Professoren in einer Stellungnahme. Zudem sei die „Erkennung von Plagiaten“ mit den damals verfügbaren technischen Mitteln „kaum möglich“ gewesen. (dapd)