Passau. . Bei der CSU in Passau drehte sich am Mittwoch alles um Karl Theodor zu Guttenberg. Der politische Aschermittwoch dort gilt als „längster Stammtisch der Welt“. Wie würde er über KTG urteilen?

Karl-Theodor zu Guttenberg ist auch im Saal, als Horst Seehofer redet. Aber nur auf Plakaten, die sein Foto zeigen. Dem CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer ersparte zu Guttenberg eine Abstimmung mit Händen und Füßen. Wäre er in Passau erschienen, Rücktritt, Plagiatsaffäre, Er­mittlungen hin oder her: Seehofer hätte einen schweren Stand gegen den beliebten Freiherrn gehabt.

Und Seehofer wusste, was er seinen Zuhörern beim politischen Aschermittwoch der CSU in Passau schuldig war. „Du bist einer von uns, Du bleibst einer von uns, und wir wollen, dass Du wieder zu­rückkehrst in die deutsche Politik“, rief Seehofer an die Adresse von Guttenberg, den er daheim am Fernseher vermutete. Und. „Die CSU steht zu Karl-Theodor zu Guttenberg.“

Der größte Stammtisch der Welt

Für Horst Seehofer war es bei seinem dritten Auftritt in Passau ein riskantes Abenteuer. Tage- und nächtelang war in der CSU-Parteizentrale geackert worden, um die Rahmenbedingungen für diese wichtigste CSU-Traditionsveranstaltung zu gewährleisten: Der rund 4000 Personen fassende Saal muss knallvoll sein, sonst lässt sich die Legende vom „größten Stammtisch der Welt“ schwer aufrecht erhalten.

In Seehofers Umgebung war schon befürchtet worden, dass die meisten Sympathisanten, die das Biertischgelage als willkommene Verlängerung der Närrischen Tage mit Politeinlage betrachten, frustriert zu Hause bleiben, wenn ihr Su­perstar Guttenberg nicht auftaucht.

Die Fans kommen sogar aus Peine

Diese Angst hat sich ab neun Uhr morgens als überflüssig erwiesen, auch die Fans aus Peine und von sonst wo in der Republik waren erschienen. Seehofer war darüber so er­leichtert, dass er beim Einmarsch zum dröhnenden Defiliermarsch Autogramme verteilte und den Arm seiner Frau Karin packte und ihn in die Höhe reckte.

Doch das Thema der Zu­schauer hieß Guttenberg. „Ich trauere ihm sehr nach“, sagt ein Parteimitglied. Guttenberg sei ein Hoffnungsträger für die CSU gewesen, schwärmt auch Lolo Schmidt. „Einen Mann zu haben wie zu Guttenberg, der die Menschen anspricht, das findet man nicht so schnell.“

KT, lass uns nicht im Stich

„In zwei bis drei Jahren, schätze ich, kommt er wieder“, sagt der 54-jährige Landwirt Hans Haag. Seine Hoffnung trägt er auf einem Plakat vor sich her: „KT zu Guttenberg, lass uns nicht im Stich – die CSU, Bayern und Deutschland brauchen dich.“ In welcher Funktion Guttenberg wieder auf die politische Bühne zurückkehren könnte, ist Haag egal. „Der Guttenberg kann alles machen: bayrischer Ministerpräsident, Bundeskanzler, Außenminister ...“

Bei seiner eineinhalbstündigen Rede sorgte Parteichef Seehofer dafür, dass vormals Hochgelobte und Fallengelassene wie seine Vorgänger Ed­mund Stoiber und Erwin Hu­ber nicht zu kurz kamen. Das Signal hieß Zusammenhalt der CSU-Mannschaft, einschließlich aller, die ihre besten Tage hinter sich haben.

Alles was zählt: Niederbayern

Der Jubel auch für Seehofer war groß. Der Parteivorsitzende zitierte eine neue Emnid-Umfrage, wonach 55 Prozent der Niederbayern derzeit wieder CSU wählen würden. Die Ergebnisse aus anderen Landesteilen verschwieg der Parteichef allerdings.

Seehofer outete sich zur Gaudi des Publikums als „loyaler Zögling“ von Bundeskanzlerin Angela Merkel, witzelte, dass aus Westerwelle kein Tsunami werde und brachte sich in Erinnerung als Freund deutscher Leitkultur. Alles in allem war Seehofers Rede eine Mischung aus viel Vergangenheit, ein wenig Ge­genwart und viel Hoffnung.