Rom/Berlin. . Im Kampf um die Macht in Libyen will die Europäische Union den Druck von außen auf Staatschef Gaddafi erhöhen. Ab Freitag sollen angeblich weitere Sanktionen in Kraft treten. Und die Debatte um ein Flugverbot über Libyen geht weiter.
Die Europäische Union plant nach Angaben von EU-Vertretern die Sanktionen gegen Libyen zu erweitern. Davon betroffen wären auch Staatsfonds sowie die libysche Zentralbank. Es werde erwartet, dass die Sanktionen am Freitag in Kraft träten, berichteten EU-Vertreter in Rom und Brüssel.
Damit würden die EU-Sanktionen über die bereits vom UN-Sicherheitsrat genehmigten hinausgehen. Diese sind vor allem gegen den libyschen Staatschef Muammar al Gaddafi, seine Familie sowie Geschäftspartner gerichtet. Die Erweiterung der Sanktionen durch die EU soll nun libysche Firmen treffen, die Anteile an zahlreichen europäischen Unternehmen halten, darunter die italienische Bank Unicredit.
Muammar al Gaddafi
Mit den Sanktionen werde verhindert, dass die libyschen Teilhaber ihre Anteile an den europäischen Firmen verkauften oder Dividenden erhielten, sagte ein italienischer EU-Vertreter.
Debatte über Flugverbot über Libyen
Angesichts andauernder Gewalt aus der Luft gegen das libysche Volk wächst unter deutschen Politikern offenbar die Zustimmung für eine Flugverbotszone über dem nordafrikanischen Land. Das berichtet die „Bild“-Zeitung am Mittwoch.
„Wenn Verbrechen gegen die Menschlichkeit eindeutig erwiesen sind, fordere ich zum Schutz der Zivilbevölkerung ein Flugverbot über Libyen“, sagte das Mitglied des Bundestags-Verteidigungsausschusses Burkhardt Müller-Sönksen (FDP) dem Blatt. Als Voraussetzung sieht er ebenso wie der Unions-Verteidigungsexperte Henning Otte (CDU) ein Mandat des UN-Sicherheitsrats.
Für die SPD unterstützt deren verteidigungspolitischer Sprecher Rainer Arnold dieses Anliegen, warnt jedoch vor Konsequenzen. „Ein Flugverbot ist gut. Aber bei der Durchsetzung droht ein militärischer Konflikt, der möglicherweise größeren Schaden anrichtet, als er nützt.“
Nach Ansicht des Grünen-Obmanns im Verteidigungsausschuss, Omid Nouripour, sei ein Flugverbot nur sinnvoll, wenn UN-Sicherheitsrat, Arabische Liga und Afrikanische Union zugestimmt haben. „Nur so wird das Eingreifen nicht als Angriff des Westens auf den Islam verstanden.“
Außenminister Guido Westerwelle (FDP) sprach sich dafür aus, die Möglichkeit eines Flugverbots ernsthaft zu prüfen. Einen Alleingang der Nato ohne UN-Mandat lehne er jedoch ebenfalls ab, sagte Westerwelle dem „Straubinger Tagblatt“ (Mittwochausgabe). Deutschland müsse darauf achten, am Ende nicht in einen militärischen Konflikt zu geraten.
England und USA beraten über Strategie gegen Gaddafi
Angesichts der Gewalt in Libyen haben US-Präsident Barack Obama und der britische Premierminister David Cameron am Dienstag vereinbart, sich auf das „volle Spektrum möglicher Reaktionen“ einzustellen. Wie das Weiße Haus nach einem Telefongespräch der beiden Regierungschefs mitteilte, werden auch ein Waffenembargo und eine Flugverbotszone weiterhin in Erwägung gezogen. Wichtigstes Ziel sei, „so schnell wie möglich“ der Gewalt im Land ein Ende zu bereiten und die Entmachtung von Staatschef Muammar al Gaddafi herbeizuführen.
Allerdings unterstrich die US-Regierung, dass die Ermächtigung für die Einrichtung einer Flugverbotszone vom Sicherheitsrat bei den Vereinten Nationen kommen müsse. „Wir denken, dass es wichtig ist, dass die Vereinten Nationen die Entscheidung treffen - nicht die Vereinigten Staaten“, sagte US-Außenministerin Hillary Clinton dem britischen Fernsehsender Sky News.
Für diesen Mittwoch wird ein Treffen von Obamas Sicherheitsberaters im Weißen Haus erwartet. Sie werden aller Voraussicht nach überlegen, welche Schritte realistisch sind, um Gaddafi unter Druck zu setzen und zum Abschied von der Macht zu bewegen.
Truppen des libyschen Machthabers Muammar al Gaddafi hatten unterdessen am Dienstag mit zahlreichen Luftangriffen sowie mit Raketenbeschuss ein weiteres Vorrücken der Aufständischen verhindert und dabei mindestens 26 Menschen zum Teil schwer verletzt. Nach Angaben des Roten Halbmondes hinderten Gaddafi-treue Soldaten zudem Gastarbeiter an der Flucht nach Tunesien. Berichte, Gaddafi habe einen Gesandten zu den Rebellen geschickt, um seinen Rückzug auszuhandeln, wurden vom libyschen Staatsfernsehen dementiert. (dapd)