Islamabad. . Der pakistanische Minister für religiöse Minderheiten, Shahbaz Bhatti, ist bei einem Attentat tödlich verletzt worden. Bewaffnete hätten das Feuer auf den Minister eröffnet. Der Minister sei auf dem Weg ins Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen.
Im Streit um das Blasphemie-Gesetz in Pakistan ist ein weiterer hochrangiger Politiker des Landes ermordet worden. Der Minister für religiöse Minderheiten, Shahbaz Bhatti, wurde am Mittwoch in Islamabad am helllichten Tag erschossen, wie die Polizei mitteilte. Der Katholik Bhatti hatte sich vehement gegen das Blasphemie-Gesetz ausgesprochen, das bei Beleidigung des Islams die Todesstrafe vorsieht.
Drei oder vier Männer in einem weißen Suzuki hätten Bhatti in einem wohlhabenden Wohnviertel Islamabads aufgelauert, sagte Polizeichef Wajid Durrani. Die Angreifer hätten das Feuer auf den Dienstwagen des Minister eröffnet, als dieser von einem Grundstück gefahren sei. Bhatti sei bei der Einlieferung ins Krankenhaus bereits tot gewesen. Sein Fahrer wurde den Angaben zufolge verletzt. Bhatti war laut Polizei zum Zeitpunkt des Anschlags ohne seine Leibwächter unterwegs.
„Unglaublicher Gewaltakt“
Pakistans Premierminister Yousef Raza Gilani verurteilte den Anschlag scharf. „Solche Taten werden die Entschlossenheit der Regierung zum Kampf gegen Terrorismus und Extremismus nicht mindern“, sagte er. Der Vatikan zeigte sich erschüttert über den „unglaublichen Gewaltakt“.
Anfang Januar war bereits der Gouverneur der wichtigsten pakistanischen Provinz Punjab, Salman Taseer, ermordet worden. Der Politiker galt als einer der wichtigsten Vertreter des moderaten Flügels in der regierenden Pakistanischen Volkspartei (PPP) und hatte sich wie Bhatti gegen das Blasphemie-Gesetz stark gemacht. Zahlreiche islamistische Politiker und Geistliche äußerten anschließend ihre Sympathie und Unterstützung für den Attentäter, einen der Leibwächter des Gouverneurs.
Verfolgung und Diskriminierung
Nach dem Anschlag hatte Bhatti der Nachrichtenagentur AFP gesagt, er habe ebenfalls Todesdrohungen erhalten und sei nun das „höchstrangige Ziel“. Zugleich hatte er angekündigt, unverändert weiterzuarbeiten. „Wir müssen gegen diese Kräfte des Terrorismus aufstehen“, sagte Bhatti damals.
Das aus den 1980er Jahren stammende Blasphemie-Gesetz hatte auch international für Aufregung gesorgt, als eine Christin wegen angeblicher Beleidigung des muslimischen Propheten Mohammed zum Tod durch den Strang verurteilt worden war. Bhatti hatte Staatschef Asif Ali Zardari um Gnade für die fünffache Mutter Asia Bibi, konservative Politiker und Kleriker verhinderten allerdings im November mit Protesten einen Straferlass. Derzeit läuft vor Gericht ein Berufungsverfahren. Papst Benedikt XVI. hatte die Freilassung Bibis gefordert.
In Pakistan sind Schätzungen zufolge lediglich drei Prozent der rund 170 Millionen Einwohner nicht-muslimischen Glaubens. Sie gehören vor allem den unteren Schichten an und sind im Alltag immer wieder Verfolgung und Diskriminierung ausgesetzt. (afp)