. . Der deutsche Auslandsfunk muss sparen, Personal abbauen und sich nach 50 Jahren noch einmal neu erfinden

Die Deutsche Welle, der deutsche mediale Vermittler freiheitlicher und demokratischer Werte und Menschenrechte in der Welt, steht vor der größten Reform ihrer 50-jährigen Geschichte. „Wir müssen darüber diskutieren, wie wir bei weiter sinkenden Mitteln unseren Auftrag weiter erfüllen können“, sagt Unternehmenssprecher Jo-hannes Hoffmann.

273 Millionen Euro bekommt der öffentlich-rechtliche Rundfunk zurzeit aus dem Bundeshaushalt. Doch die Regierung hat ein rigoroses Sparkonzept von 80 Millionen Euro angekündigt: „Vor der unverzichtbaren Konsolidierung des Bundeshaushaltes kann auch die Deutsche Welle nicht gänzlich ausgenommen werden, so dass ihren Planungen eine konstante Bundeszuwendung nicht zugrunde gelegt werden kann“, heißt es im Schreiben des Medienbeauftragten der Bundesregierung vom 19. Januar.

2011 rechnet man bei der Deutschen Welle mit einer finanziellen Lücke von zehn Millionen Euro, bis 2013 wird sie auf 18 Millionen prognostiziert. „Klar ist, dass bestimmte Bereiche wegfallen werden, dass Personal abgebaut werden muss“, sagt Hoffmann. Konkrete Zahlen will Intendant Erik Bettermann erst Ende 2011 benennen. „Bei den 1500 festen und ebenso vielen freien Mitarbeitern rechnen wir mit einem Abbau von Stellen im dreistelligen Bereich“, so Hoffmann.

Internetpräsenz wird ausgebaut

Weltweit, von Argentinien bis Zypern, sendet die DW zurzeit. Das soll sich ändern. Der Medienbeauftragte wünscht, dass die Deutsche Welle „bei der Festlegung der Schwerpunkte ihrer Präsenz in den Zielgebieten außenpolitische Interessen der Bundesregierung“ beachte. „Wir machen ein selbstbestimmtes, unabhängiges Programm“, erwidert Hoffmann.

Aber natürlich müsse auch die DW auf eine sich radikal verändernde Medienwelt reagieren. Von daher soll die Internetpräsenz ausgebaut werden, Online- und Hörfunkredaktionen wurden bereits zusammengelegt. Synergieeffekte suchen, lautet das Allheilmittel. In der neuen „Multimedia-Strategie“ wird das Fernsehen einbezogen, die Zusammenarbeit mit den Inlandssendern soll ausgebaut werden. „Das deutschsprachige TV-Angebot der DW soll mit dem Programmvermögen von ARD, ZDF zu einem ,German TV’“, ausgebaut werden.

Für die Darstellung
Deutschlands wichtig

Außerdem wird sich die DW zukünftig auf Kernregionen – größtenteils jenseits von Europa – konzentrieren: südliche Sahara, Nahost, Iran, Nordafrika, China, Russland, Südasien (Indien, Pakistan), Afghanistan, Lateinamerika. Dies bedeute allerdings nicht, dass sich die DW aus anderen Regionen komplett zurückziehe, beispielsweise aus Mittel- und Südosteuropa oder Nordamerika. Schließlich sei die DW für die Darstellung Deutschlands in der Welt unverzichtbar.