Aachen. . Der wegen seiner Doktorarbeit unter Beschuss geratene CSU-Politiker Karl-Theodor zu Guttenberg ist jetzt Ordensritter. Am Wochenende verlieh ihm der Aachener Karnevalsverein den Orden „Wider den tierischen Ernst“ - Guttenberg ließ sich vertreten.
Ist Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) „ein unablässig schwadronierender Superbaron“, der aus reiner Eitelkeit sogar seine Bundeswehrtarnhose mit Bügelfalte versieht? Ist er tatsächlich „Deutschlands beliebtester Langeweiler“? Derjenige, der so respektlos über den in argen Schwierigkeiten steckenden Politstar und Bundesverteidigungsminister lästerte, ist kein geringerer als sein jüngerer Bruder Philipp. Seine mit satirischen Spitzen versehene Knappenrede war der Höhepunkt bei der Verleihung des „Ordens wider den tierischen Ernst“ am Samstagabend in Aachen.
Jüngerer Bruder vertritt Verteidigungsminister
Eigentlich hatte es der Abend des Karl-Theodor zu Guttenberg werden sollen. Er hätte eine glänzende, eventuell sogar selbst geschriebene Rede gehalten und wäre dann vor den 1.250 Zuschauern im Aachener Eurogress zum umjubelten 61. „Ritter wider den tierischen Ernst“ gekürt worden.
So jedenfalls hatte sich das der Aachener Karnevalverein (AKV) gedacht. Doch schon von Wochen sagte Guttenberg mit Blick auf die angespannte Lage in Afghanistan ab. Zu diesem Zeitpunkt stand der Minister bereits wegen der ungeklärten Todesfälle bei der Bundeswehr in Afghanistan und auf dem Segelschiff Gorch Fock unter Druck.
Nun hat Guttenberg wegen seiner Doktorarbeit erst recht Probleme und schickte seinen jüngeren Bruder als Vertretung zu den Aachener Jecken. Als Präsident der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzer ist der 37-jährige Philipp zu Guttenberg bislang nur einer Fachöffentlichkeit bekannt. Nun stellte er sich in Aachen kokett als „Plagiat“ vor und nutzt die Gelegenheit, um über die Eitelkeit des älteren Guttenberg, dessen „blütenweiße Teflonhaut“ und seine doch überschaubaren Fähigkeiten als Klavierspieler zu spotten. Schließlich stand er aber doch dem Älteren zur Seite, denn dieser sei „ein netter Kerl und stinknormal“.
Fürstin Gloria mit geradezu enthemmten Auftritt
Ohne die Hauptfigur bangte der WDR offensichtlich um die Einschaltquote der Aachener Ordensverleihung. So wurden mit Matze Knop, Konrad Beikircher und „Verstehen Sie Spaß“-Moderator Guido Cantz gleich drei überregional bekannte TV-Stars nach Aachen beordert. Doch den neben Philipp zu Guttenberg wohl spektakulärsten Auftritt legte die Ritterin des Jahres 2008, Gloria Fürstin von Thurn und Taxis hin, die geradezu enthemmt singend und jodelnd über die Bühne tobte.
Der Sympathien der Aachener Festgäste konnte sich Theodor zu Guttenberg auch in Abwesenheit sicher sein. „Das ist eine ganz fiese Neidkampagne gegen den Minister“, sagte ein Frau, die als Elfe in den Saal ging. Auch ein hochdekorierter Karnevalsfunktionär sprach empört von einer „Menschenjagd gegen einen hoch qualifizierten Politiker, der sich nicht scheut, Verantwortung zu übernehmen“.
Ganz anders sahen das die rund 100 Sympathisanten der Friedensbewegung, die vor der Ordensverleihung demonstrierten. Guttenberg sei ein Kriegsminister „mit mehr Toten als Humor“ hieß es auf Plakaten und Spruchbändern.
Philipp zu Guttenberg versprach, den Aachener Festorden umgehend seinem Bruder zu schicken. Ob er allerdings ankommt, steht nicht fest: Guttenberg Junior will das gute Stück mit der Feldpost schicken. Die ARD überträgt eine gekürzte Zusammenfassung der Festveranstaltung an diesem Montag (21. Februar) ab 20.15 Uhr. (dapd)