Algier. . Einen Tag nach dem Sturz Mubaraks in Ägypten brodelt es auch in Algerien. In der Hauptstadt Algier protestierten die Menschen gegen die Regierung. Zehntausende Polizisten stellen sich den Demonstranten entgegen.
Bei einem Protest von tausenden Menschen gegen die Regierung in Algerien sind nach Angaben eines algerischen Menschenrechtsaktivisten mehr als 400 Menschen festgenommen worden, darunter Frauen und ausländische Journalisten. Rund 28.000 Sicherheitskräfte seien in der algerischen Hauptstadt Algier stationiert, sagte Ali Yahia Abdenour am Samstag. Sie blockierten demnach den Protestmarsch und lösten Menschenmengen auf.
Nach Angaben der Organisatoren der Protestaktion nahmen rund 10.000 Menschen daran teil. Die Behörden sprachen hingegen von 1.500 Teilnehmern.
Zehntausende Sicherheitskräfte
Ihnen gegenüber standen in der gesamten Stadt laut einem Bericht der Zeitung "La Liberté" rund 30.000 Bereitschaftspolizisten. Die Sicherheitskräfte blockierten Straßen, um die Menschen aus der Innenstadt fernzuhalten. Teilweise kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten.
Der Protest war unter dem seit langem geltenden Ausnahmezustand verboten. Die Demonstranten riefen "Nein zum Polizeistaat" und "Bouteflika raus", in Anspielung auf den algerischen Präsidenten Abdelaziz Bouteflika, der das Land seit 1999 regiert.
Zu dem Protest hatten Oppositionelle, Menschenrechtsgruppen, Gewerkschaften, Studenten und Arbeitslose aufgerufen. Sie fordern die Aufhebung des Ausnahmezustands, die Zulassung neuer politischer Parteien und mehr Transparenz.
Vor der Protestaktion waren Busse und Kleintransporter voller Sicherheitskräfte an strategisch wichtigen Punkten rund um Algier und entlang der Route postiert worden, auf der die Regierungsgegner trotz des Verbots demonstrieren wollten.
Ägypten und Tunesien als Vorbild
Der Erfolg der Protestbewegung in Ägypten und der Sturz des tunesischen Staatschefs Zine El Abidine Ben Ali im benachbarten Tunesien haben der algerischen Opposition und ihrer Forderung nach politischen Reformen neuen Auftrieb gegeben.
Am 22. Januar war es zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und Demonstranten gekommen, die für Versammlungsfreiheit auf die Straße gegangen waren. Die Demonstranten hatten die Abdankung von Präsident Bouteflika gefordert.
Wie in vielen anderen Ländern Nordafrikas gärt es auch in Algerien. Anfang Januar kam es zu Protesten gegen die heraufgesetzten Preise für Grundnahrungsmittel wie Milch, Zucker und Mehl sowie die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit. Zwei Demonstranten wurden getötet. In dieser Woche traten Mitarbeiter von Krankenhäusern und Bankangestellte in den Streik.
Der Ausnahmezustand wurde verhängt, als das nordafrikanische Land Anfang der 90er Jahre in einem Bürgerkrieg zwischen militanten Islamisten und Regierungstruppen zu versinken drohte. Bis zu 200.000 Menschen kamen damals ums Leben. Die Gewalt hat in den vergangenen Jahren jedoch nachgelassen, Anschläge gibt es nur noch sporadisch. (dapd)