Nach fünf Tagen Massendemonstrationen hat sich die Lage in Ägypten am Sonntag etwas entspannt.

Nach fünf Tagen Massendemonstrationen hat sich die Lage in Ägypten am Wochenende zunächst etwas beruhigt. Die Straßen der Millionen-Metropole Kairo waren am Sonntagmorgen verlassen, nachdem sich in der Nacht noch spontan gebildete Bürgerwehren Auseinandersetzungen mit Plünderern geliefert hatten. Das Militär bewachte Banken, Regierungsgebäude und große Kreuzungen. Mehr als hundert Menschen kamen bei den Protesten ums Leben, die meisten davon nach Informationen von Krankenhäusern, Rettungsdiensten und Augenzeugen am Freitag.Die Regierung schaltete am Sonntag den arabischen Fernsehsender Al-Dschasira ab, der stundenlang live von den Unruhen berichtete hatte.

Die USA und Europa erhöhten ihren Druck auf Präsident Husni Mubarak und forderten ihn zu weitergehenden Reformen auf. "Die ägyptische Regierung kann nicht nur die Karten neu mischen und ansonsten still halten", betonte ein Sprecher des US-Außenministeriums im Internet-Netzwerk Twitter. "Den Worten und Reformversprechen von Präsident Mubarak müssen Taten folgen."

USA äußern sich zurückhaltend

Nach einem Treffen mit seinen nationalen Sicherheitsexperten ließ Präsident Barack Obama erklären, die USA konzentrierten sich weiterhin darauf, zur Zurückhaltung aufzurufen sowie die Menschenrechte und eine politische Reform des Landes zu unterstützen. Der seit 30 Jahren herrschende Mubarak gehört zu den wichtigsten Partnern der USA im Nahen Osten und gilt als stabile Stütze der Bemühungen um Frieden mit Israel.

Mubarak ernannte am Samstag erstmals einen Vize-Präsidenten und schien damit zu signalisieren, dass er seine Nachfolge vorbereitet. Er berief Geheimdienstchef Omar Suleiman zu seinem Stellvertreter und besetzte auch den Posten des Ministerpräsidenten mit einem Vertreter des Militärs. Das neue Kabinett wird vom ehemaligen Kommandeur der Luftwaffe, Ahmad Schafik, geleitet. Die Demonstranten fordern Mubaraks Rücktritt. Viele von ihnen glauben nicht daran, dass der autoritäre Herrscher tatsächlich zu einer Öffnung des politischen Systems bereit ist.

EU fordert von Mubarak Reformen

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Deutschland, Frankreich und Großbritannien riefen Mubarak ihrerseits in einer gemeinsamen Erklärung auf, die zugesagten wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen "rasch und vollständig" umzusetzen "und die Erwartungen des ägyptischen Volkes zu erfüllen". Bundeskanzlerin Angela Merkel, Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und der britische Premierminister David Cameron lobten Mubaraks ausgleichende Rolle im Nahen Osten. Sie bezeichneten die Beschwerden des ägyptischen Volkes aber zugleich als berechtigt und forderten Mubarak auf, "einen Transformationsprozess zu beginnen, der sich widerspiegeln sollte in einer Regierung, die sich auf eine breite Basis stützt, sowie freie und faire Wahlen".

Die Proteste ebbten in der Nacht ab. Die Regierung nannte keine Zahlen zu Toten und Verletzten aus den vergangenen Tagen. Laut Schätzungen sind aber mehr als hundert Menschen ums Leben gekommen. Rund 2000 Menschen wurden im ganzen Land verletzt. Allein am Freitag wurden von Krankenhäusern und Rettungskräften 68 Tote in Kairo, Suez und Alexandria gezählt. Am Samstag erschoss die Polizei in Beni Suef südlich von Kairo 17 Menschen, die sich an einem Sturm auf eine Polizeistation beteiligten. Acht weitere Menschen wurden getötet, als Häftlinge versuchten, aus einem Gefängnis in der Hauptstadt zu fliehen.

Plünderer beschädigen Mumien

Berichte über freigekommene Schwerverbrecher, zahlreiche Vergewaltigungen und die Plünderung vieler Geschäfte in reichen wie armen Vierteln Kairos lösten in der Bevölkerung Angst und Panik aus. "Sie lassen es zu, dass Ägypten bis auf die Grundmauern abbrennt", schimpfte der 35-jährige Inas Schafik angesichts der zahlreichen Brände in der Stadt, die nicht von der Feuerwehr bekämpft wurden. Plünderer drangen auch ins Ägyptische Museum ein und zerstörten nach einem Bericht des TV-Senders Arabija zwei wertvolle Mumien. Das Museum beherbergt neben anderen unwiederbringlichen Artefakten die goldene Maske des Königs Tutenchamun.

In vielen Quartieren Kairos bildeten sich Bürgerwehren, die Gebäude mit Hilfe von Stöcken und behelfsmäßig errichteten Barrikaden schützten. Viele andere Kairoer entschieden sich, am ersten Werktag der Woche zu Hause zu bleiben und auch ihre Kinder nicht zur Schule zu lassen. Auch die Börse und Banken blieben geschlossen. Dies sei aber nur eine Vorsichtsmaßnahme, versuchte der stellvertretende Notenbank-Gouverneur Hischam Rames am Samstag zu beruhigen. "Alle Einlagen sind sicher. Die Liquidität ist da. Die Banken sind liquide. Die Kundenkonten sind sicher. Alles ist in Ordnung. Wir haben kein Problem."

Unruhen in Arabien

Am Freitag: Die Demonstranten beteten am Mittag vor der bedrohlichen Kulisse der kampfbereiten Polizisten.
Am Freitag: Die Demonstranten beteten am Mittag vor der bedrohlichen Kulisse der kampfbereiten Polizisten. © AFP
Unter den Demonstranten war auch der Friedensnobelpreisträger Mohamed ElBaradei.
Unter den Demonstranten war auch der Friedensnobelpreisträger Mohamed ElBaradei. © AFP
Ziel der Demonstranten ist die Abdankung des ägyptischen Königs Hosni Mubarak.
Ziel der Demonstranten ist die Abdankung des ägyptischen Königs Hosni Mubarak. © AFP
Nach dem Freitagsgebet gingen die protestierenden Menschen auf die Straße.
Nach dem Freitagsgebet gingen die protestierenden Menschen auf die Straße. © AFP
Die Polizei ging mit Wasserwerfern...
Die Polizei ging mit Wasserwerfern... © AFP
und Tränengas gegen die Menschen vor.
und Tränengas gegen die Menschen vor. © AFP
Die ägyptische Polizei ging mit aller Härte gegen die Protestierenden vor.
Die ägyptische Polizei ging mit aller Härte gegen die Protestierenden vor. © AFP
Die ägyptische Polizei ging mit aller Härte gegen die Protestierenden vor.
Die ägyptische Polizei ging mit aller Härte gegen die Protestierenden vor. © AFP
Die ägyptische Polizei ging mit aller Härte gegen die Protestierenden vor.
Die ägyptische Polizei ging mit aller Härte gegen die Protestierenden vor. © AFP
Die ägyptische Polizei ging mit aller Härte gegen die Protestierenden vor.
Die ägyptische Polizei ging mit aller Härte gegen die Protestierenden vor. © AFP
Die ägyptische Polizei ging mit aller Härte gegen die Protestierenden vor.
Die ägyptische Polizei ging mit aller Härte gegen die Protestierenden vor. © AFP
Die ägyptische Polizei ging mit aller Härte gegen die Protestierenden vor.
Die ägyptische Polizei ging mit aller Härte gegen die Protestierenden vor. © AFP
Die ägyptische Polizei ging mit aller Härte gegen die Protestierenden vor.
Die ägyptische Polizei ging mit aller Härte gegen die Protestierenden vor. © AFP
Die ägyptische Polizei ging mit aller Härte gegen die Protestierenden vor.
Die ägyptische Polizei ging mit aller Härte gegen die Protestierenden vor. © AFP
Auch Mohamed ElBaradei (Bildmitte) hielt sich nach der gewaltsamen Auseinandersetzung in einer Moschee auf.
Auch Mohamed ElBaradei (Bildmitte) hielt sich nach der gewaltsamen Auseinandersetzung in einer Moschee auf. © AFP
Viele Demonstranten gerieten in die Tränengaswolken...
Viele Demonstranten gerieten in die Tränengaswolken... © AFP
...und litten unter der Wirkung der Waffe.
...und litten unter der Wirkung der Waffe. © AFP
Ziel der Proteste ist die Absetzung des ägyptischen Königs Hosni Mubarak.
Ziel der Proteste ist die Absetzung des ägyptischen Königs Hosni Mubarak. © REUTERS
Auch in Tunesien gingen Menschen auf die Straße, um ihre Solidarität mit der ägyptischen Bevölkerung zu demonstrieren.
Auch in Tunesien gingen Menschen auf die Straße, um ihre Solidarität mit der ägyptischen Bevölkerung zu demonstrieren. © REUTERS
Auch in Tunesien gingen Menschen auf die Straße, um ihre Solidarität mit der ägyptischen Bevölkerung zu demonstrieren.
Auch in Tunesien gingen Menschen auf die Straße, um ihre Solidarität mit der ägyptischen Bevölkerung zu demonstrieren. © REUTERS
Auch in Tunesien gingen Menschen auf die Straße, um ihre Solidarität mit der ägyptischen Bevölkerung zu demonstrieren.
Auch in Tunesien gingen Menschen auf die Straße, um ihre Solidarität mit der ägyptischen Bevölkerung zu demonstrieren. © REUTERS
Auch in Tunesien gingen Menschen auf die Straße, um ihre Solidarität mit der ägyptischen Bevölkerung zu demonstrieren.
Auch in Tunesien gingen Menschen auf die Straße, um ihre Solidarität mit der ägyptischen Bevölkerung zu demonstrieren. © REUTERS
Auch in Tunesien gingen Menschen auf die Straße, um ihre Solidarität mit der ägyptischen Bevölkerung zu demonstrieren.
Auch in Tunesien gingen Menschen auf die Straße, um ihre Solidarität mit der ägyptischen Bevölkerung zu demonstrieren. © REUTERS
Auch in Tunesien gingen Menschen auf die Straße, um ihre Solidarität mit der ägyptischen Bevölkerung zu demonstrieren.
Auch in Tunesien gingen Menschen auf die Straße, um ihre Solidarität mit der ägyptischen Bevölkerung zu demonstrieren. © REUTERS
Auch in Tunesien gingen Menschen auf die Straße, um ihre Solidarität mit der ägyptischen Bevölkerung zu demonstrieren.
Auch in Tunesien gingen Menschen auf die Straße, um ihre Solidarität mit der ägyptischen Bevölkerung zu demonstrieren. © REUTERS
Vor der ägyptischen Botschaft in Ankara formierten sich Sympathisanten der Aufständischen.
Vor der ägyptischen Botschaft in Ankara formierten sich Sympathisanten der Aufständischen. © AFP
Vor der ägyptischen Botschaft in Ankara formierten sich Sympathisanten der Aufständischen.
Vor der ägyptischen Botschaft in Ankara formierten sich Sympathisanten der Aufständischen. © AFP
Vor der ägyptischen Botschaft in Ankara formierten sich Sympathisanten der Aufständischen.
Vor der ägyptischen Botschaft in Ankara formierten sich Sympathisanten der Aufständischen. © AFP
A dozen members of a pro-Islamic human rights group and a leftist party hold a joint protest in show of solidarity with protestors in Egypt, outside the Egyptian embassy in Ankara, on January 28, 2011. The April 6 Facebook group set up by young Egyptians to protest at high prices in 2008 this week brought tens of thousands onto the streets for anti-regime rallies despite draconian restrictions. The banner reads: ' Yesterday Tunisia, today Egypt'. AFP PHOTO/ADEM ALTAN
A dozen members of a pro-Islamic human rights group and a leftist party hold a joint protest in show of solidarity with protestors in Egypt, outside the Egyptian embassy in Ankara, on January 28, 2011. The April 6 Facebook group set up by young Egyptians to protest at high prices in 2008 this week brought tens of thousands onto the streets for anti-regime rallies despite draconian restrictions. The banner reads: ' Yesterday Tunisia, today Egypt'. AFP PHOTO/ADEM ALTAN © AFP
Donnerstag: Die Proteste der ägyptischen Bevölkerung gingen am Donnerstag trotz Verbotes weiter.
Donnerstag: Die Proteste der ägyptischen Bevölkerung gingen am Donnerstag trotz Verbotes weiter. © AFP
Die Proteste der ägyptischen Bevölkerung gingen am Donnerstag trotz Verbotes weiter.
Die Proteste der ägyptischen Bevölkerung gingen am Donnerstag trotz Verbotes weiter. © AFP
Die Proteste der ägyptischen Bevölkerung gingen am Donnerstag trotz Verbotes weiter.
Die Proteste der ägyptischen Bevölkerung gingen am Donnerstag trotz Verbotes weiter. © AFP
Die Proteste der ägyptischen Bevölkerung gingen am Donnerstag trotz Verbotes weiter.
Die Proteste der ägyptischen Bevölkerung gingen am Donnerstag trotz Verbotes weiter. © AFP
Die Proteste der ägyptischen Bevölkerung gingen am Donnerstag trotz Verbotes weiter.
Die Proteste der ägyptischen Bevölkerung gingen am Donnerstag trotz Verbotes weiter. © AFP
Die Proteste der ägyptischen Bevölkerung gingen am Donnerstag trotz Verbotes weiter.
Die Proteste der ägyptischen Bevölkerung gingen am Donnerstag trotz Verbotes weiter. © AFP
Mohamed ElBaradei kam ins Land, um die Demonstranten zu unterstützen.
Mohamed ElBaradei kam ins Land, um die Demonstranten zu unterstützen. © REUTERS
Auch in Sanaa im Jemen lehnten sich die Menschen gegen ihre Regierung auf.
Auch in Sanaa im Jemen lehnten sich die Menschen gegen ihre Regierung auf. © REUTERS
Auch in Sanaa im Jemen lehnten sich die Menschen gegen ihre Regierung auf.
Auch in Sanaa im Jemen lehnten sich die Menschen gegen ihre Regierung auf. © REUTERS
Auch in Sanaa im Jemen lehnten sich die Menschen gegen ihre Regierung auf.
Auch in Sanaa im Jemen lehnten sich die Menschen gegen ihre Regierung auf. © REUTERS
Auch in Sanaa im Jemen lehnten sich die Menschen gegen ihre Regierung auf.
Auch in Sanaa im Jemen lehnten sich die Menschen gegen ihre Regierung auf. © AFP
Auch in Sanaa im Jemen lehnten sich die Menschen gegen ihre Regierung auf.
Auch in Sanaa im Jemen lehnten sich die Menschen gegen ihre Regierung auf. © AFP
Auch in Sanaa im Jemen lehnten sich die Menschen gegen ihre Regierung auf.
Auch in Sanaa im Jemen lehnten sich die Menschen gegen ihre Regierung auf. © REUTERS
Die Unruhen haben sich über weite Teile des arabischen Raums ausgebreitet.
Die Unruhen haben sich über weite Teile des arabischen Raums ausgebreitet. © AFP
Die Unruhen haben sich über weite Teile des arabischen Raums ausgebreitet.
Die Unruhen haben sich über weite Teile des arabischen Raums ausgebreitet. © REUTERS
Die Unruhen haben sich über weite Teile des arabischen Raums ausgebreitet.
Die Unruhen haben sich über weite Teile des arabischen Raums ausgebreitet. © REUTERS
Die Unruhen haben sich über weite Teile des arabischen Raums ausgebreitet.
Die Unruhen haben sich über weite Teile des arabischen Raums ausgebreitet. © AFP
Die Unruhen haben sich über weite Teile des arabischen Raums ausgebreitet.
Die Unruhen haben sich über weite Teile des arabischen Raums ausgebreitet. © AFP
Die Unruhen haben sich über weite Teile des arabischen Raums ausgebreitet.
Die Unruhen haben sich über weite Teile des arabischen Raums ausgebreitet. © REUTERS
Die Unruhen haben sich über weite Teile des arabischen Raums ausgebreitet.
Die Unruhen haben sich über weite Teile des arabischen Raums ausgebreitet. © AFP
Die Unruhen haben sich über weite Teile des arabischen Raums ausgebreitet.
Die Unruhen haben sich über weite Teile des arabischen Raums ausgebreitet. © REUTERS
Die Unruhen haben sich über weite Teile des arabischen Raums ausgebreitet.
Die Unruhen haben sich über weite Teile des arabischen Raums ausgebreitet. © AFP
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Deutschland forderte Reisende auf, Kairo, Alexandria, Suez und die urbanen Zentren im Landesinneren zu meiden. Auch sollten sie sich von großen Menschenansammlungen und Demonstrationen fernhalten. Nach Angaben der Reiseveranstalter brechen deutsche Ägypten-Urlauber ihre Ferien bislang nicht ab. Von den mehreren Tausend Touristen aus Deutschland habe niemand eine vorzeitige Rückreise beantragt, sagten Sprecher von TUI, Thomas Cook und Rewe Touristik. "Alle Touristenorte sind sicher", erklärte ein Sprecher des Deutschen Reiseverbands (DRV). Kunden der drei Unternehmen können Reisen in das nordafrikanische Land kostenlos umbuchen. Die US-Botschaft in Kairo hat am Sonntag dagegen alle Amerikaner aufgefordert, Ägypten zu verlassen. Die Botschaft erklärte, man werde die Betroffenen so schnell wie möglich über Möglichkeiten zur Ausreise informieren. Gleichzeitig wurde eine Reisewarnung herausgegeben, in der US-Bürger aufgefordert wurden, wegen der Unruhen nicht nach Ägypten zu reisen.